„River Of Violence“ - Knallharter Hardboiled-Thriller für Genre-Fans

Wien (APA) - Der erste Satz des Romans „River Of Violence“ gibt den Ton vor: „Ich bin acht, als ich zum ersten Mal erlebe, wie mein Daddy ei...

Wien (APA) - Der erste Satz des Romans „River Of Violence“ gibt den Ton vor: „Ich bin acht, als ich zum ersten Mal erlebe, wie mein Daddy einen Mann umbringt.“ Tess Sharpe schrieb einen sprachlich wie inhaltlich knallharten Hardboiled-Thriller um Rache, Loyalität und männliche Gewalt. Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel einer Frau: Mit Harley McKenna schuf die US-Autorin eine überzeugende Heldin.

Duke McKenna ist der Crime-Lord einer abgelegenen Region im Norden Kalifornien, sein Wort gilt wie Gesetz. Seine Tochter wächst unter Crystal-Meth-Kochern, Marihuana-Bauern und Waffenschmugglern auf, vom Vater als dessen Nachfolgerin ausgebildet und erzogen. Sie betreibt aber auch ein Frauenhaus. Gefahr droht von der größten Konkurrenz im Drogengeschäft, der Springfield-Familie, die auch Harleys Mutter auf dem Gewissen hat. Es kommt der Tag, an dem Harley auf ihre ganz eigene Weise versucht, das Imperium und die Schutz suchenden Frauen zu retten - und gleichzeitig Vergeltung zu üben.

Sharpes Worte hallen wie Pistolenschüsse durch das Buch: Im schnellen Rhythmus wird die Story vorangetrieben, die Spannung konstant erhöht und der Leser atemlos durch eine Abfolge an Gewalttätigkeiten gehetzt, die wie eine Lawine das Schicksal der Protagonisten überrollen. Die gegenwärtige Handlung unterbrechen Rückblicke, die zunehmend Geheimnisse preisgeben und das aktuelle Geschehen erklären. Dass Sharpe konsequent in allen „Zeitzonen“ das Präsens benützt, verstärkt die Dynamik.

Geschickt fügt die Autorin - „Tochter einer Punkrock-Mutter, geboren in einer Berghütte“, wie es in ihrem Lebenslauf heißt - in ihrem Belletristik-Debüt alle Puzzleteile bis zum Showdown zusammen und spielt lässig mit Genre-Klischees. Zwischen typische Elemente einer „Blutoper“ mischt Sharpe originelle Zutaten, ihre gut ausgearbeiteten Charaktere wissen zu überraschen. Warum der englische Originaltitel „Barb Wire Heart“ in der deutschen Übersetzung einen anderen englischen Titel bekam, sei dahingestellt - „Fluss der Gewalt“ hätte es auch getan...

(S E R V I C E - Tess Sharpe: „River Of Violence“, aus dem Amerikanischen von Beate Schäfer, dtv Verlag, Taschenbuch, 512 Seiten, 15,40 Euro)