Diagonale 2019 - „Das dunkle Paradies“: Schöner Schein in Zell am See

Graz/Wien (APA) - Schneebedeckte Gipfel, ein idyllischer See und all der Luxus, den man sich wünschen kann: Im und um das Grand Hotel in Zel...

Graz/Wien (APA) - Schneebedeckte Gipfel, ein idyllischer See und all der Luxus, den man sich wünschen kann: Im und um das Grand Hotel in Zell am See lässt es sich leben. Aber selbst der schönste Schein bekommt manchmal Kratzer, wie sich im neuen ORF-Landkrimi aus Salzburg zeigt. Genau diese erforscht „Das dunkle Paradies“ von Catalina Molina, das Donnerstagabend bei der Diagonale Premiere feierte.

Die österreichisch-argentinische Regisseurin schickt wie im ersten Fall „Drachenjungfrau“ das Duo Franziska Heilmayr (Stefanie Reinsperger) und Martin Merana (Manuel Rubey) in die Ermittlungen: Die Leiche einer Edelprostituierten wurde nahe des Hotels im See aufgefunden. Schnell fällt der Verdacht auf Ex-Junkie Roland (Wolfgang Rauh), der in der fraglichen Tatnacht in Kontakt mit jungen Frau gestanden ist. Nur streitet er alles ab. Während sich Merana seiner Sache ziemlich sicher ist, hat Heilmayr ernste Zweifel - und ist zudem befangen: Immerhin ist Roland der Bruder ihrer Freundin Annie (Andrea Wenzl).

War es im ersten Salzburger Landkrimi noch eher Rubeys Figur, die durch den Kontakt mit seiner alten Heimat ins Wanken geriet, so steht diesmal Heilmayr im Fokus. Denn eigentlich ist sie als Krimmler Postenkommandantin gar nicht zuständig für den Mordfall, weshalb ihre sturen Nachforschungen Merana zusehends auf die Palme bringen. Andererseits müht sie sich mit den Forderungen Annies ab, ihrer Familie endlich reinen Wein einzuschenken und zu ihrer Liebe zu stehen. Reinsperger gibt die innerlich Zerrissene mehr als authentisch. Ist ihre Polizistin im Bestreben, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, verbissen und unnachgiebig, so bleibt die Privatperson unentschlossen.

Als heimlicher Hauptdarsteller dient im „Dunklen Paradies“ aber auch Zell am See selbst: Im Herbst gedreht, entfaltet die malerische Gebirgslandschaft ihren ganzen Reiz, wenn Sonnentage mit üppigem Herbstlaub von nebelvergangenen Morgenszenen abgewechselt werden. Für Heilmayr ist das kühle Nass jedenfalls Rückzugsort, schwimmt sie doch immer wieder lange Strecken, um einen klaren Kopf zu bekommen. Denn in puncto Tatverdächtige tut sich im Grand Hotel sowie der Agentur, für die die Prostituierte tätig war, eine Mauer des Schweigens auf. „Der Gast ist der König“, lautet in beiden Fällen wohl das Motto - selbst wenn dieser vor Totschlag nicht zurückschreckt.

Zusehends raufen sich aber Merana und Heilmayr zusammen, wirken die Umstände, die zur Verhaftung von Roland geführt haben, doch zu simpel. Stattdessen scheinen dem Ermittlerduo Personen mit Macht und Einfluss plausibler, um in dieser Sache ihre Finger im Spiel zu haben. Wie sich landschaftliche Schönheit und persönliche Abgründe hier die Hand geben, dafür hat Kameramann Klemens Hufnagl einige eindrucksvolle Lösungen gefunden. Abgerundet mit einer Stefanie Reinsperger in Höchstform, kann dann auch so manch platte Wendung im Drehbuch von Molina und Sarah Wassermaier verschmerzt werden. Insgesamt ist „Das dunkle Paradies“ nämlich eine gelungene Ergänzung zum ländlichen Krimireigen des ORF. Dort wird die Koproduktion mit dem ZDF übrigens Ende des Jahres ausgestrahlt.

Damit aber nicht genug, geht der Landkrimi-Reigen munter weiter: Aktuell wird der vierte Fall in der Steiermark gedreht. In „Steirerwut“ ermitteln erneut Hary Prinz und Miriam Stein, wobei ein als Selbstmord getarnter Mordfall das Duo ins oststeirische Hügelland führt. In weiteren Rollen sind Johannes Nussbaum, Brigitte Hobmeier und Helmut Berger zu erleben. Der Film von Regisseur Wolfgang Murnberger läuft voraussichtlich 2020 auf ORF eins.

(S E R V I C E - Weitere Infos zu „Das dunkle Paradies“ unter www.diagonale.at/filme-a-z/?ftopic=finfo&fid=9486)

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