Der Iffland-Ring: Kronjuwel des deutschsprachigen Theaters

~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA222 vom 22.03.2019 muss es im zweiten Absatz...

~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA222 vom 22.03.2019 muss es im zweiten Absatz, dritter Satz richtig heißen: ... den Ring an den Schauspieler Ludwig Devrient (1784-1832) übergab ... (NICHT: ... Ludwig Devrient (1784-1932) ...). --------------------------------------------------------------------- ~ Wien (APA) - Der Iffland-Ring ist eine der begehrtesten Auszeichnungen im deutschsprachigen Theater. Der jeweilige Träger bestimmt selbst seine Nachfolge - nach dem Tod von Bruno Ganz im Februar darf ihn sich nun der deutsche Schauspieler Jens Harzer anstecken.

Der Iffland-Ring ist aus Eisen gefertigt und mit einem von 28 kleinen Diamanten umgebenen blauvioletten Halbedelstein besetzt, in den das Profil des deutschen Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers August Wilhelm Iffland (1759-1814) graviert ist. Wie genau der Ring in Umlauf kam, ist bis heute nicht einwandfrei belegt. Eine Version besagt, dass Iffland, der den Franz Moor in der Uraufführung von Schillers „Räuber“ (1782) darstellte und ab 1796 Direktor des Königlichen Nationaltheaters in Berlin und 1811 Generaldirektor der Königlichen Schauspiele war, den Ring an den Schauspieler Ludwig Devrient (1784-1832) übergab und weitere sechs nahezu identische Ringe an seine engsten Freunde und Förderer verteilte. Eine andere Überlieferung berichtet, „dass nicht Iffland selbst den Ring anfertigen ließ, sondern dass er ihn von Johann Wolfgang von Goethe als Zeichen seiner Wertschätzung erhielt“, wie Ulrike Kremsner in ihrer 2012 an der Universität Wien eingereichten Diplomarbeit „Theaterauszeichnungen in Österreich - Geschichte, Struktur und gesellschaftlicher Stellenwert“ schreibt.

Ludwig Devrient dürfte den Ring seinem Neffen Emil Devrient (1803-1872) vermacht haben, von dem er an Theodor Döring (1803-1878) weitergereicht wurde. Es folgte Friedrich Haase (1825-1911), der die Auszeichnung in einem bis heute erhaltenen Schreiben Albert Bassermann (1867-1952) zuerkannte. Bassermann bestimmte 1911 Alexander Girardi als nächsten Ringträger. Nach Girardis Tod wollte Bassermann den Ring an Max Pallenberg weitergeben, der jedoch tödlich verunglückte. Danach bestimmte Bassermann Alexander Moissi zu seinem Nachfolger. Als auch Moissi starb, war Bassermann der Überzeugung, dass ein Fluch auf dem Ring liegen müsse und er weigerte sich, einen weiteren Nachfolger zu bestimmen.

Er übergab den Ring daher 1935 dem österreichischen Bundestheatermuseum, wodurch er in den Besitz der Republik Österreich überging. Offiziell blieb Bassermann bis zu seinem Tod 1952 Träger des Rings, ehe Vertreter der deutschsprachigen Bühnen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Auszeichnung 1954 an Werner Krauß (1884-1959) verliehen.

Der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel legte sieben Punkte zur Weiterführung der Tradition des Ringes fest. „Der Ring soll widmungsgemäß dem jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters auf Lebenszeit verliehen werden“, heißt es dazu grundlegend. Nach den damaligen Festlegungen hat der jeweilige Träger des Ringes „spätestens drei Monate nach der Verleihung“ seinen Nachfolger in einem verschlossenen und „womöglich versiegelten“ Schriftstück zu nennen und dieses „eigenhändig oder auf dem Postwege eingeschrieben“ der Bundestheaterverwaltung zu übermitteln. „Der Ring bleibt im zweckgebundenen Eigentum der Republik Österreich (Bundestheaterverwaltung) und wird von ihr nach dem Tod des jeweiligen Ringträgers bis zur Neuverleihung verwahrt. Dementsprechend hat der Ringträger nach Möglichkeit alle Vorkehrungen zu treffen, um die Rückgabe des Ringes an die Bundestheaterverwaltung nach seinem Tode zu sichern“, heißt es in den Richtlinien. „Die Überreichung des Ringes erfolgt durch den jeweiligen Bundesminister für Unterricht im Wiener Burgtheater.“

Gibt es keinen Nachfolger oder keine Verfügung, „beauftragt die Bundestheaterverwaltung den Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger mit einem Wahlvorschlag zur Weitergabe“, heißt es weiter. In diesen Bestimmungen wird nirgendwo explizit auf das Geschlecht des „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstlers“ Bezug genommen, weswegen zuletzt auch über die Weitergabe an eine Schauspielerin spekuliert worden war.

Schon Werner Krauß soll - glaubt man seiner Witwe - ursprünglich eine Nachfolgerin, nämlich Alma Seidler, bestimmt haben. Belegt werden kann hingegen jedoch nur ein 1954 verfasstes Schriftstück von Krauß an die Österreichische Bundestheaterverwaltung: „Ich habe den Wunsch, daß nach meinem Tode den Iffland-Ring Josef Meinrad erhält. ... Sie, lieber Josef Meinrad, sind für mich, in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit, Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste.“ 1959 folgte die Übernahme des Ringes durch Meinrad, dessen Verfügung über den Nachfolger nach seinem Tod 1996 erst nach zweitägiger Suche im Archiv des Bundestheaterverbandes gefunden wurde: „Mein Wunsch ist es, daß nach meinem Tode Bruno Ganz den Ifflandring erhält“.

Der Schweizer (1941-2019) hatte den deutschen Schauspieler Gert Voss als Nachfolger bestimmt, musste seine Verfügung nach dessen Tod 2014 jedoch ändern. Seine Wahl fiel auf Jens Harzer.

Träger des Iffland-Rings:

~ Stifter August Willhelm Iffland 1814 Ludwig Devrient 1832 Emil Devrient 1872 Theodor Döring 1878 Friedrich Haase 1911 Albert Bassermann 1954 Werner Krauß 1959 Josef Meinrad 1996 Bruno Ganz 2019 Jens Harzer ~ (B I L D A V I S O – Bilder des Iffland-Rings sind im AOM abrufbar.)