In der Bewegung liegt die Kraft
Mit dem neuen 8er meint es BMW diesmal richtig ernst. Eine betörende Linie und ein weiß-blaues Technikfeuerwerk treffen auf ein Fahrwerk, das in puncto Dynamik bisherige Grenzen verschiebt.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck –Luxuriöse Coupés haben bei BMW seit dem V8 von 1952 Tradition. Meist ging es um Luxus, gepaart mit Sportlichkeit. Mit der Präsentation des neuen 8ers positionierten sich die Bayern diesmal jedoch ganz eindeutig: Ein durch und durch sportlicher Gran Turismo der Luxusklasse vertritt die Markenwerte.
Schon die Proportionen der atemberaubenden Karosserie sagen im Längen/Breiten/Höhendiagramm ganz eindeutig: Sportwagen. Sieht man von den hinteren Platzverhältnissen und vom Einstieg ab, umweht das Interieur jedoch das Flair des großen Siebeners und somit die Welt der Oberklasse. Müßig deshalb darauf hinzuweisen, dass auch der 8er über die modernsten Multimedia-, Assistenz- und Fahrtechniklösungen verfügt, die derzeit am Markt erhältlich sind.
Dennoch vermag das große Coupé auf fast schon unerwartete Weise zu überraschen. BMW – ohnehin Meister der Fahrdynamik – zog beim Fahrwerk des 8ers nämlich alle Register. Das serienmäßig verbaute adaptive M-Fahrwerk bietet dabei nicht nur ein Sportdifferenzial, sondern auch Allradantrieb und Allradlenkung. Die so genannte Integral-Aktivlenkung lässt dabei die Hinterräder ab rund 80 km/h entgegen dem Lenkwinkel der Vorderräder einschlagen. Dazu trimmten die Bayern den Allradantrieb ganz auf Heckantriebscharakteristik und kombinierten dies alles mit einer geradezu traumhaft präzisen Lenkung. Der hohe technische Aufwand macht den 8er zum Traumwagen mit Traumfahreigenschaften. Dank des langen Radstands birgt er höchste Souveränität auf schnellen Etappen. Auch die Bremsanlage ist auf deutscher Autobahn Geschwindigkeiten von weit über 200 km/h locker gewachsen.
Noch beeindruckender verhält sich das Coupé jedoch auf Land- und Bergstraßen. Dort lenkt er präzise und flink ein, wie ein Mini Cooper S Works. Im Fall des 8ers ist diese Leichtfüßigkeit jedoch mit überragender Traktion und stoischer Ruhe verbunden. Sogar in der Stadt bringt die Allradlenkung fast aberwitzige Wendigkeit. Ein grandioses Fahrerlebnis, das auch in dieser Klasse Seltenheitswert hat. Unterstützt wurde es im Testwagen vom Dreiliter-Twinturbodiesel mit 320 PS und mächtigen 680 Newtonmetern. Im Zusammenspiel mit der Achtgangautomatik (derzeit einer der Weltbesten) stürmt der 8er ansatzlos in 4,9 Sekunden auf 100 km/h. Die pure Kraft presst den Lenker in die Sitze, der Sechszylinder spielt dabei ein alltagstaugliches Konzert, das kein bisschen an Diesel erinnert. Der ganze Spaß verlangt dabei nur nach acht Litern Diesel (sauber nach 6d-Temp) pro 100 Kilometer. Wer dagegen den wahren Kitzel wünscht, darf angesichts dieses Ausnahmefahrwerks ruhig zum Achtzylinder-Benziner mit 530 PS (850i) schielen. Auch der kommende M8 würde sich zum Aufstellen der Nackenhaare empfehlen.
Freunde des gepflegten Alltagssport werden hingegen mit dem hinreißenden Cabrio oder bald mit dem viertürigen Gran Coupé bedient. So und so erwirbt man die wahre Freude am Fahren. In unserem Fall für 112.200 Euro.