Zweite Sparkasse ab Herbst mit Minikrediten - Basiskonten kein Renner
Wien (APA) - Fast 20.000 Kunden, die bei normalen Banken kein Konto bekämen, haben seit Gründung der „Zweiten Sparkasse“ eine Bankverbindung...
Wien (APA) - Fast 20.000 Kunden, die bei normalen Banken kein Konto bekämen, haben seit Gründung der „Zweiten Sparkasse“ eine Bankverbindung bekommen, die etwa für eine Arbeitsstelle nötig ist. 4.000 haben die „Zweite“ verlassen und bei anderen Banken Konten aufmachen können. Bisher gab es nur Einlagengeschäft, Daueraufträge oder Versicherungen. Ab Herbst gibt es Mikrokredite fürs Wohnen, z.B. für Mietkautionen.
Initiiert wurde die „Zweite Sparkasse“ im Jahr 2006 von der Erste Stiftung. Das ist die Hauptaktionärin der börsennotierten Erste Group. Von der Stiftung kommt auch die Besicherung der neuen Kleinkredite, sollten die Klienten die Kredite nicht in drei bis fünf Jahren abstottern können. Dafür gibt es jeweils eine entsprechende Einlage der Stiftung. Denn verpfändungsfähiges Einkommen haben Arme in der Regel nicht (mehr).
Hauptsächlich sollen zusammen mit Sozialorganisationen, die bei der Auswahl der Kunden helfen, Mietkautionen von 1.500 bis 4.000 Euro finanziert werden. Technisch erfolgt das über eine Kontoüberziehung. Der Zinssatz (3 bis 4 Prozent) ist so bemessen, dass ein höchstens mittlerer zweistelliger Eurobetrag im Monat als Rückzahlung anfällt, also in der Gegend von 35 bis 50 Euro. Gehen sich auch solche Raten in der Haushaltsrechnung nicht aus, muss auch von der „Zweiten“ ein Kredit verwehrt werden.
Es gelte, wohnungslosen Menschen mit schlechtem Zugang zu Finanzierungen zu helfen. Zielgruppe sind Menschen, die plötzlich in ärgste finanzielle Engpässe geraten und in Wohnungsnot sind - vor allem auch jene, die ihr Einkommen aus Mindestsicherung, Arbeitslosenunterstützung oder Alimenten beziehen, schilderte der Vorstandschef der Zweiten Sparkasse, Günter Benischek. Auch anerkannte Flüchtlinge, die aus der Bundesbetreuung raus müssen, zählen zur Zielgruppe. Erster Partner bei diesen neuen Spezial-Sozialkrediten ist in der Einführungsphase die Caritas.
Seit einigen Jahren bietet die Zweite Sparkasse mit mittlerweile sieben Standorten zusammen mit der Schuldnerberatung auch so genannte „Betreute Konten“ an, für Menschen die ihre Geldangelegenheiten selber nicht im Griff haben. Die in Summe etwa 320 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Zweiten Sparkasse in Österreich (davon 156 in Wien) sind etwa zur Hälfte aktive und pensionierte Erste-Beschäftigte. 80 Prozent der Kunden sind österreichische Staatsbürger, 65 Prozent Männer. Für die Kreditvergabe ist die „Zweite“ in der Erste-Gruppe nun noch auf der Suche nach ehrenamtlichen Kreditexperten.
Die seit Ende 2016 auch in Österreich gesetzlich vorgeschriebenen „Basiskonten“ als Pflichtangebot aller Banken an sozial oder wirtschaftlich Schutzbedürftige haben sich indes nicht zu dem Renner entwickelt, wie dies seinerzeit gemeinhin erwartet worden war. Für Erste-Bank-Österreich-Vorstand Stefan Dörfler ist es selbst „überraschend“, wie überschaubar sich quer über die Filialnetze der Abschluss von Basiskonten gestaltete. Einer der Gründe ist wohl, dass diese besonderen Zahlungskonten keine Kreditfunktion haben. Das Basiskonto kostet 80 Euro im Jahr, bei besonders schutzbedürftigen Menschen 40 Euro. Die „Erste“ zählt nach zweieinhalb Jahren österreichweit nur 983 Basiskonten, davon 862 zu 80 Euro und 121 zu 40 Euro.
Kunden der „Zweiten Sparkasse“ zahlen für ihr Konto dort 9 Euro Kontoführungsgebühr im Quartal, bekommen aber das Geld wieder mit, wenn sie die Bank verlassen. Im Institut spricht man deshalb von einer „Kaution“.