Lotte Ledl: „Fixstern der Theaterwelt“ nun Kammerschauspielerin

Wien (APA) - Sie zählt zu den prägenden österreichischen Charakterdarstellerinnen in Theater, Film und Fernsehen: Die Wiener Schauspielerin ...

Wien (APA) - Sie zählt zu den prägenden österreichischen Charakterdarstellerinnen in Theater, Film und Fernsehen: Die Wiener Schauspielerin Lotte Ledl (89), langjähriges Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, wurde heute, Freitag, im Palais Niederösterreich mit dem Berufstitel „Kammerschauspielerin“ ausgezeichnet.

In seiner Laudatio sprach Josef Köpplinger, Intendant des Münchner Gärtnerplatztheaters, von Lotte Ledl als „einer meiner Theatermütter“, die ihn entscheidend im „Kleinstaat des Theaters“ prägte und darin „das gelebte Leben“ verkörperte. Er erzählte auch Anekdoten aus dem Leben der Wienerin, die drei Wünsche gehegt habe: „Um die Welt zu kommen, in einem Film mitzuspielen und eine kleine Burgschauspielerin zu werden“. Alle drei Wünsche seien in Erfüllung gegangen, nur, dass es auch zu einer „großen Burgschauspielerin“ gereicht habe.

Sektionschef Jürgen Meindl, der die Urkunde überreichte, bezeichnete Ledl als „künstlerische Wegbegleiterin“ und „unverwechselbare Charakterdarstellerin“, die als „Fixstern der Theaterwelt, sowie in Film und TV einen breiten Bogen spannt“. Bei der Feierlichkeit waren unter anderem Burgtheater-Doyen Michael Heltau, Schauspielerin und Sängerin Helga Papouschek und ihr Gatte, der Kammersänger Kurt Schreibmayer anwesend. Ebenso Ledls Sohn Alexander Riff, Musicaldarsteller, Sänger und Choreograf, der aus ihrer Ehe mit dem Kameramann Sepp Riff (1928-2000) stammt.

In ihrer kurzgehaltenen Dankesrede sorgte die Schauspielerin dennoch für Gelächter: „Es freut mich, zu den jüngsten Kammerschauspielerinnen zu gehören.“ Der Titel runde ihre Liebe zum Theater ab, die sie seit ihrer Kindheit empfunden habe. Die Wienerin war seit den 1950er-Jahren in der deutschsprachigen Theater-, Film- und Fernsehwelt präsent. Dabei waren es vor allem ihre Darstellungen missgünstiger, boshafter, einfältiger oder schwieriger Figuren, für die sie ihre Popularität erlangte.

Am 16. März 1930 in Wien geboren, begann Lotte Ledl mit fünf Jahren eine Tanzausbildung. Nach der Matura studierte sie von 1949 bis 1951 am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Ihr Debüt gab sie als Helena in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ in Strobl am Wolfgangsee. Bald wurde sie vom damaligen Volkstheater-Direktor Leon Epp engagiert. Im Münchner Residenztheater sammelte sie erste Auslandserfahrung, wofür sie ein erstes Angebot des Burgtheaters ablehnte.

Nach Auftritten an verschiedenen deutschen Bühnen kam es auch zu den ersten Engagements in deutschen und österreichischen Heimatfilmen, etwa im „Förster vom Silberwald“ (1954), „Dort oben, wo die Alpen glühen“ (1956) oder „Der Jungfrauenkrieg“ (1957), aber auch in der Komödie „Besuch aus heiterem Himmel“ (1957), dem Melodram „Straße der Verheißung“ (1962) oder der Literaturverfilmung „Der junge Törless“ (1965) machte sie sich einen Namen. Nach einem weiteren Angebot des Burgtheaters wurde sie 1963 in das Ensemble aufgenommen und trat auch bei den Festspielen in Recklinghausen, Bregenz und Salzburg auf. In ihrer Zeit am Burgtheater erarbeitete sie sich ein Repertoire, das Klassiker von Nestroy, Schnitzler, Goldoni, Lessing, Brecht bis Shakespeare beinhaltet.

Von den 1970er-Jahren bis 2012 trat sie in Krimi-Fernsehserien wie „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“, „Kommissar Rex“ oder „Schnell Ermittelt“ in Erscheinung. Auch im Spielfilm „38 - Auch das war Wien“ (1986), der dem Regisseur Wolfgang Glück eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ einbrachte, wirkte sie mit. Es folgten mehrere Rollen in TV-Filmen von Xaver Schwarzenberger, zum Beispiel „Die skandalösen Frauen“ (1992) oder „Lamorte“ (1997). Von 1996 bis 2004 mimte sie die Köchin Anna Kofler in „Schloßhotel Orth“, ihre bis heute wohl populärste TV-Serienrolle.

Parallel zu ihrer Schauspielkarriere war Ledl treibende Kraft bei der Gründung der Wiener Musicalausbildungsstätte „Performing Academy“ im Jahr 1994, die sie bis 2014 als Lehrerin und Vorstand der Schauspielabteilung begleitete. Auch am Studio Theater an der Wien und am Wiener Konservatorium unterrichtete sie.