Diagonale 2019: „Szenen meiner Ehe“ - Beziehung hautnah

Graz/Wien (APA) - Ein intimes Porträt ihrer Beziehung schuf Regisseurin Katrin Schlösser mit „Szenen meiner Ehe“. Mit der Handkamera nahm si...

Graz/Wien (APA) - Ein intimes Porträt ihrer Beziehung schuf Regisseurin Katrin Schlösser mit „Szenen meiner Ehe“. Mit der Handkamera nahm sie vorwiegend Aussagen ihres Ehemannes auf, sie selbst ist nur selten zu sehen oder zu hören. Dafür kontrastieren die ruhigen, nahezu unbewegten Landschaftsbilder die nicht immer so gleichförmig dahingleitende Beziehung.

Am Beginn erzählt das Ehepaar von jenem zufälligen Treffen, bei dem die beiden sich sofort einig waren zu heiraten. „Dann hatte ich ein starkes Liebesgefühl“ beschreibt es die Frau - eine der wenigen Äußerungen, die man von ihr über die Ehe oder ihr Seelenleben hört. Der Großteil des Filmes widmet sich ihrem Mann, seiner Arbeit, seinem Tagesablauf, seinen Ansichten.

Sie filmt ihn mit einer Handkamera in nahezu allen Situationen, beim Aufwachen am Morgen genauso wie beim Holzarbeiten oder Wäsche aufhängen. Auch wenn er immer wieder davon spricht, wie gut diese Beziehung aus seiner Sicht läuft und dass sie die einzige Frau ist, mit der er leben möchte, brechen doch auch immer wieder kleine Unzufriedenheiten aus ihm heraus, unterdrückte Streitereien lassen sich ahnen.

Da beide nur ganz selten zusammen im Bild sind, bleibt die Sicht auf die Ehe eigentlich einseitig. Von einer heftigen Auseinandersetzung erfährt man wieder nur in ganz ruhigen Worten von ihm, er schildert ihr Schreien und Toben. Das Gespräch, wer auf wen zu wenig eingeht hat etwas bemüht Höfliches, darunter spürt man die unterdrückten Aggressionen.

Dafür liegt die Landschaft so still und großteils flirrend heiß da, als müssten alle Emotionen von dieser Reglosigkeit aufgesaugt werden. Ausgespart wird kaum etwas, so sieht man auch den Ehemann, wie er seine Frau im Intimbereich rasiert. Dass er gleich darauf beim Auskämmen des Hundes zu sehen ist, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Der Film wirkt trotzdem am stärksten über den Text, die Bilder machen an vielen Stellen einen beliebigen Eindruck.

(SERVICE - Internet: www.diagonale.at)