EM-Quali

Das alte Leid in den rot-weiß-roten Endzonen

Kapitän Julian Baumgartlinger und Stoßstürmer Marko Arnautovic haderten mit der Niederlage gegen Polen.
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Das ÖFB-Team spielte bei der 0:1-Niederlage gegen Polen gut genug, um nicht in Panik zu verfallen. Im zweiten Gruppenspiel der EM-Quali gegen Israel muss am Sonntag (18 Uhr/TT.com-Live-Ticker) aber Zählbares aufs Konto.

Aus Haifa: Alex Gruber

Haifa, Wien – Ein Unglück kommt selten allein. Nach dem 0:1 gegen Polen mit starker Anfangsphase, ausgebliebenem Elferpfiff (Foul an Grillitsch), Gegentor nach einer Standardsituation und dem vergebenen Sitzer von Marc Janko wartete man gestern am Flughafen in Wien vergeblich auf David Alaba. Das Geheimnis war dann auch schnell gelüftet. Der Bayern-Star, der für Teamchef Franco Foda gegen Polen auf der linken Außenbahn im 3-4-3-System „ein sehr gutes Spiel“ gemacht hat, musste aufgrund muskulärer Probleme w.o. geben. Das sei nach Rücksprache mit der medizinischen Abteilung gegen Mitternacht beschlossen worden, schon zum Pausentee habe Alaba über Probleme geklagt. Bitter, denn der Linksfuß ist einer der wenigen, der mit seiner Schusstechnik immer wieder Torgefahr generiert.

Des einen Leid ist gewissermaßen des anderen Freud. Somit bleibt für die zweite Quali-Partie ein Plätzchen in der Startelf frei, möglich, dass Foda auch an mehreren Schrauben dreht. Und weil nach Polen vor Israel bedeutete, führte sich der ÖFB-Teamchef gestern auf der Anreise am Laptop das 1:1-Remis der Herzog-Truppe gegen Slowenien zu Gemüte. Das Korsett der Israeli (3-5-2; defensiv wird daraus eine Fünferkette) ist bekannt. Möglich, dass der 52-jährige Deutsche bei der heimischen Auswahl wieder zu einer Viererkette greift. Wobei die Auftaktniederlage sicher nicht an der taktischen Grundordnung festzumachen war. Eher daran, dass abgesehen von der Offensivqualität der Polen „der letzte Pass oder die letzte Überzeugung“ fehlte. Mit ein Grund, warum sich einige im Umfeld der rot-weiß-roten Auswahl immer wieder in Sachen Mentalität das „Salzburg-Gen“ wünschen. Xaver Schlager und Andreas Ulmer wären ja frisch, eine Tatsache, die auch für Anderlecht-Legionär Peter Zulj oder Florian Kainz (Köln) gilt.

Marko Arnautovic brach gleich nach dem Match eine Lanze für die Seinen. Mit seiner These – „wir haben über 90 Minuten dominiert“ – schoss er aber ein klein wenig übers Ziel hinaus. Viel mehr ging es dem „Arnie“ wohl darum, nicht wieder in „bester“ österreichischer Tradition eine Friedhofsmentalität zu erzeugen. Und dass man WM-Teilnehmer Polen vor allem zu Beginn zu einer defensiveren Ausrichtung zwang, sei auch als Kompliment für Österreich zu werten.

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Das Match gegen die Polen war nicht herausragend gut, aber noch viel weniger schlecht. Es fehlten die berühmten Nuancen – aus Torhütersicht ist es müßig zu diskutieren, ob Heinz Lindner den Ball vor dem Verlusttreffer mit den Fäusten weiter abwehren hätte müssen. Und in der Vorwärtsbewegung ist seit einigen Monaten bekannt, dass von der ganzen Mannschaft mehr kommen muss. „Man muss schon differenzieren: Wir kreieren in allen Spielen Möglichkeiten, machen aber im Moment die Tore nicht“, diktierte Foda, der sich sicher ist, eine Mannschaft zu finden, die morgen in Haifa gewinnen kann. Woanders kann der Anspruch mit einem Blick auf das angestrebte EM-Ticket auch nicht liegen.

Der Nachthimmel über Haifa (ca. 280.000 Einwohner) ließ gestern noch keine Konturen des Sammy Ofer Stadions erkennen. Dort, wo heute das Abschlusstraining steigt. Dort, wo auf der gegnerischen Seite mit Herzog, Sportchef Willi Ruttensteiner, Tormanntrainer Klaus Lindenberger sowie Mental-Coach Markus Rogan viel österreichisches (Fußball)-Know-how wartet. Die Leistung gegen Polen kann nur mit Punkten gegen Israel zufriedenstellen. Dafür muss man das alte Leid in den Endzonen abstellen.