Hunderttausende fordern in London zweites Brexit-Referendum

London (APA/Reuters) - Hunderttausende Briten haben am Samstag in London gegen einen Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union demons...

London (APA/Reuters) - Hunderttausende Briten haben am Samstag in London gegen einen Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union demonstriert und ein zweites Brexit-Referendum verlangt. An der Kundgebung nähmen vermutlich noch mehr Menschen teil als an einer ähnlichen im Oktober, erklärten die Organisatoren.

Damals hätten rund 700.000 Demonstranten gegen den von der Regierung geplanten Brexit protestiert. Von offizieller Seite gab es keine Schätzung der Teilnehmerzahl.

„Das ist ein komplettes Chaos“, sagte Gareth Rae, ein Demonstrant, der aus Bristol nach London gereist war, zum Vorgehen der Regierung von Premierministerin Theresa May. Er würde ein besseres Gefühl haben, wenn es sich beim Brexit um einen gut organisierten Prozess handeln würde und die Regierung vernünftige Entscheidungen treffen würde, sagte Rae. „Das Land wird gespalten sein, was immer auch geschieht.“

Auch nach jahrelanger Debatte und zähen Verhandlungen mit der EU ist noch immer nicht klar, wann und ob überhaupt Großbritannien die EU verlässt. Eine Woche vor dem ursprünglich geplanten EU-Ausstieg am 29. März hatten die EU-Spitzen Großbritannien am Donnerstagabend eine Verschnaufpause gewährt. Wenn das britische Parlament kommende Woche dem ausgehandelten, aber bereits zwei Mal im Unterhaus abgelehnten Austrittsvertrag doch noch zustimmt, wird der Brexit für die nötige rechtliche Umsetzung bis zum 22. Mai verschoben. Sollte das Unterhaus jedoch nicht zustimmen, soll es eine Verlängerung zunächst nur bis zum 12. April geben. Auf jeden Fall will die EU Folgen für die Europawahl vom 23. bis zum 26. Mai vermeiden.

Die Zeitungen „The Times“ und „The Daily Telegraph“ berichteten, mittlerweile wachse der Druck auf May, als Premierministerin zurückzutreten. Es werde bereits über einen Zeitplan gesprochen. Aus Regierungskreisen verlautete dagegen, die Berichte seien falsch.

Bei der Volksabstimmung im Juni 2016 hatten sich 52 Prozent der Briten für einen Brexit ausgesprochen, 48 Prozent stimmten für einen Verbleib ihres Landes in der EU. Seither haben Gegner des Austritts wiederholt ein zweites Referendum verlangt. May hat dies jedoch stets abgelehnt. Sie argumentiert, durch eine erneute Volksabstimmung über den Brexit würde sich die Spaltung des Landes vertiefen.