Lopatka-Prozess in Graz fortgesetzt: Erste Töchter befragt
Graz (APA) - Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen Eduard Lopatka fortgesetzt worden. Dem Arzt wird vorgeworfen, ja...
Graz (APA) - Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen Eduard Lopatka fortgesetzt worden. Dem Arzt wird vorgeworfen, jahrelang seine vier Kinder gequält zu haben. Am dritten Verhandlungstag wurden zwei der Töchter befragt. Die 24-Jährige erklärte in Bezug auf die Selbstmorddrohungen des Vaters: „Er hätte uns erlösen können und sich auch.“
Der Prozess - es ist bereits die zweite Auflage - begann am 26. Februar. Nachdem das familiäre Umfeld beleuchtet und der praktische Arzt ausführlich befragt wurde, war beim zweiten Termin der Sohn als Zeuge geladen. Diesmal wurde zunächst eine der Töchter befragt. Die mittlerweile 24-Jährige erzählte emotional sichtlich aufgewühlt und häufig unter Tränen, wie sie unter dem Verhalten ihres Vaters gelitten habe.
Richter Oliver Graf wollte zunächst wissen, wie das mit den angeklagten Selbstmorddrohungen des Mediziners gewesen sei. „Er hat immer wieder beim Essen gesagt ‚Da kann ich mich gleich umbringen‘, auch wenn gar nichts war“, schilderte die Tochter. „Haben Sie die Drohungen ernst genommen?“, fragte der Richter. „Als kleines Kind schon, aber als ich älter wurde, habe ich gehofft, dass er sich umbringt.“ „Warum?“, wollte der Vorsitzende wissen. „Ich wollte einfach nur, dass er weg ist.“
Einmal habe sich ihr Vater eine Schusswaffe an den Kopf gehalten und gesagt: „Ich bring‘ mich jetzt um“. Was sie da gemacht habe, fragte der Richter. „Ich habe mich zum Kachelofen gesetzt und auf den Schuss gewartet.“ Bei einem weiteren Vorfall kam sogar die Polizei und meinte, er solle sich zusammenreißen. Damals hatte er wieder mit einer Waffe hantiert. „Er hätte uns erlösen können und sich auch“, meinte die Tochter in Hinblick auf einen möglichen Selbstmord.
Sie habe immer Angst gehabt, der Vater könne die ganze Familie umbringen. „Einmal ist er die Stiege heruntergekommen und hat die eine Hand hinter dem Rücken versteckt. Dabei hat er so gelacht, dass ich gedacht habe, jetzt erschießt er uns.“ Tatsächlich hatte er gar nichts in der Hand, es war nur ein „Scherz“ gewesen.
Auch das verdorbene Essen, zu dem die Kinder gezwungen worden seien, war Thema. Es handelte sich um verschimmelte Marmelade auf einem Brot, wobei der Angeklagte angeben hatte, er habe den Schimmel entfernt. „Ich habe Durchfall und Bauchkrämpfe bekommen“, erzählte die 24-Jährige.
Der Vater soll sie auch gezwungen haben, ihm einen Schraubenzieher zu entfernen, den er sich in den Bauch gestoßen hatte. „Ich habe das Bild nicht fassen können“, meinte die Zeugin. „Sie sollen gelacht haben“, warf der Richter ein. „Ja, weil er gesagt hat, er ist auf den Schraubenzieher gefallen“, erklärte die Befragte.
Der Vater soll ihr Morphium verabreicht haben, wenn sie eine Blasenentzündung oder Regelschmerzen hatte. Auch ihre Depressionen behandelte der Arzt mit starken Medikamenten, die dann zu einer Abhängigkeit geführt haben sollen.