AKW Mochovce - Baustopp gefordert nach Berichten über Baumängel

Wien (APA) - Nach Berichten über grobe Bau- und Sicherheitsmängel bei den neuen Reaktoren des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce hat es am...

Wien (APA) - Nach Berichten über grobe Bau- und Sicherheitsmängel bei den neuen Reaktoren des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce hat es am Mittwoch in Österreich massive Kritik am Nachbarland gegeben. SPÖ, FPÖ, Liste JETZT und Grüne forderten einen sofortigen Baustopp. Kritik gab es auch an Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

„Fotos von Rissen im Meiler und Berichte eines ehemaligen AKW-Ingenieurs über schwerwiegende technische Mängel und fehlende Aufsicht beim Bau belegen, dass das AKW Mochovce schon vor der Inbetriebnahme ein brandgefährlicher nuklearer Schrotthaufen ist, von dem unvorstellbare Gefahren für die Bevölkerung in Österreich ausgehen. Deshalb darf diese Atomanlage niemals ans Netz gehen“, forderte SPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder in einer Aussendung. Von Umweltministerin Köstinger verlangt er, bei der Europäischen Kommission „einen sofortigen Baustopp und das Verbot der Inbetriebnahme“ zu erwirken, um „uns und unsere Kinder vor einer europäischen Katastrophe zu bewahren“. Schieder warf Köstinger vor, „beim Bau des AKW Mochovce tatenlos zugesehen“ zu haben.

Die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zeigte sich ihrerseits entsetzt über die Schilderungen des früher an der Baustelle des AKW Mochovce tätigen italienischen Ingenieurs, den sie selbst getroffen hatte. „Da schrillen alle Alarmglocken, seine Ausführungen zu den Zuständen in Mochovce machen wirklich Angst“, so Sima in einer Aussendung. Es müssten alle Sicherheitsmängel aufgelistet werden, „eine Inbetriebnahme ist völlig inakzeptabel“.

Der FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl im Mai, Harald Vilimsky, forderte ebenfalls: „Die Inbetriebnahme der neuen Reaktorblöcke 3 und 4 im slowakischen Atomkraftwerk Mochovce muss verhindert werden.“ „Was hier an Einzelheiten zutage kommt, deutet auf ganz gravierende Sicherheitsmängel hin“, so der FPÖ-Generalsekretär in einer Aussendung. Er forderte von der EU, sich stärker einzubringen, um entsprechenden Druck auf die Slowakei zu machen.

Ähnliche Forderungen stellte auch der Grüne EU-Spitzenkandidat und Bundessprecher Werner Kogler. „Kanzler (Sebastian) Kurz (ÖVP, Anm.) soll endlich Initiative ergreifen und sich Verbündete suchen, um die slowakische Regierung dazu zu bringen, den weiteren Ausbau von Mochovce zu stoppen und eine unabhängige externe Untersuchung des AKW zuzulassen. Das ist eine europäische Angelegenheit, daher sollte man in Absprache mit gleichgesinnten EU-Ländern und der EU-Kommission auftreten“, hieß es in einer Aussendung der Grünen.

Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) sah in den Enthüllungen einen „Alarmruf für ganz Europa und ein Weckruf für die nicht mehr vorhandene Antiatompolitik der Bundesregierung“. Oberösterreich wolle sich daher an die slowakische Regierung, an die österreichische Bundesregierung und an die EU-Kommission wenden mit dem direkten Appell einer Initiative für einen Baustopp und eine unabhängige externe Überprüfung. Zusätzlich werde sich das Bundesland an anderen Regionen in ganz Europa wenden, um Widerstand zu organisieren. „Wer jetzt nicht handelt, macht sich mitschuldig“, so Anschober in einer Mitteilung.

Die Liste JETZT sprach von einer „tickende Zeitbombe“ und verlangte einen koordinierten europaweiten Atom-Ausstieg. „Bei einem GAU (größter anzunehmender Unfall, Anm.), würden die Bundeshauptstadt, Niederösterreich, das Burgenland und Teile Oberösterreichs schwer verstrahlt, ja vielleicht sogar unbewohnbar“, erklärte die JETZT-Gesundheitssprecherin Daniela Holzinger, in einer Aussendung. Sie forderte entweder einen sofortigen Baustopp oder ein Verbot, den „Schrottreaktor“ in Betrieb zu nehmen. „Am besten wäre es, wenn es eine koordinierte europaweite Ausstiegspolitik gäbe“, sagte Holzinger.

( 0421-19, 88 x 82 mm)