Geheimprostituierte gewürgt - Mann wegen Mordversuchs vor Gericht

Wien (APA) - Ein 58-Jähriger soll im Juli 2018 in einem Parkhaus in Wien-Leopoldstadt in seinem Auto eine ungarische Geheimprostituierte mit...

Wien (APA) - Ein 58-Jähriger soll im Juli 2018 in einem Parkhaus in Wien-Leopoldstadt in seinem Auto eine ungarische Geheimprostituierte mit einer Hundeleine gewürgt und mehrfach geschlagen haben. Am Donnerstag musste sich der einschlägig Vorbestrafte deshalb wegen versuchten Mordes am Wiener Landesgericht verantworten. Hier bekannte er sich „nicht schuldig“.

Was tatsächlich an dem Tag passiert ist, war nicht ganz leicht herauszufinden. Laut dem Opfer soll sie den 58-Jährigen in einem Lokal als „lustigen, älteren Herren“ kennengelernt haben. Später fuhr die Geheimprostituierte mit ihm mit dem Auto in eine Tiefgarage, um auf der Rückbank Sex zu haben. Dabei soll der 58-Jährige plötzlich gewalttätig geworden sein, sie mit einer Hundeleine gewürgt, geschlagen und dabei immer wieder „Tod, Tod“ geschrien haben. Erst nachdem sie ihm in Hand gebissen hatte, konnte sie in Todesangst fliehen. Für die Staatsanwaltschaft war das Vorgehen des Beschuldigten derartig aggressiv, dass sie Anklage wegen versuchten Mordes erhob.

Der Angeklagte stellte dies bei seinem Geschworenen Prozess (Vorsitz: Partick Aulebauer) in Abrede und bekannte sich „nicht schuldig“. Dem 58-Jährigen zufolge hatten die beiden ausgemacht, für 50 Euro im Auto Sex zu haben. Dabei lag die Frau anfangs auf der Hundeleine, die er dann vom Sitz entfernte. Diesen Moment soll die Frau ausgenutzt haben, um aus seiner Geldbörse Geld zu stehlen. „Ich habe gesehen, dass sie Scheine in der Hand hatte“, so der Angeklagte.

Als er sie zur Rede stellte und die Polizei holen wollte, sei sie „zur Furie“ geworden und habe ihn zwei Mal in die Hand gebissen. Um sich zu befreien, schlug er ihr mit der Faust mehrmals auf den Kopf und packte sie stark am Genick. Die Frau flüchtete dann nackt aus dem Auto und schrie „Polizei, Polizei“. „Da habe ich Panik bekommen“, meinte der Angeklagte. Jedenfalls fuhr er mit dem Auto fluchtartig davon und durchbrach dabei die Sicherungssperre bei der Ausfahrt. Ein Mitarbeiter der Garage verständigte dann die Polizei.

Bei ihrer Einvernahme wollte die Frau dann offenbar verbergen, dass sie der Geheimprostitution nachging. Sie erklärte, dass sie dem Mann beim Reinigen des Autos helfen wollte und er dann plötzlich über sie hergefallen ist. Neuerlichen Befragungen entzog sie sich.

Gegen die Aussage des Beschuldigten sprach seine einschlägige Vita. Der Mann ist mehrfach wegen Sexualdelikten vorbestraft und verbrachte 18 Jahre in Haft, etliche Jahre davon im geschlossenen Maßnahmenvollzug. Aus diesem wurde er zuletzt 2008 unter Auflagen entlassen. Für die gerichtlich beauftragte psychiatrische Gutachterin, die den Beschuldigten seit vielen Jahren kennt, war das ein Fehler. „Ich habe zuvor auch dagegen entschieden, meine Kollegen dann aber anders“, sagte sie. Der 58-Jährige sei zwar zurechnungsfähig, würde aber unter einer sadistischen Störung leiden, die „nicht therapierbar, sondern nur kontrollierbar sei“. Sie empfahl, den Mann erneut in eine Anstalt für geistig abnorme Straftäter einzuweisen.

Dies beantragte auch die Staatsanwaltschaft. Der Anwalt des Beschuldigten, Phillip Bischof, urgierte indes einen Freispruch für seinen Mandanten aufgrund der vielen Ungereimtheiten. Mit einem Urteil war am Nachmittag zu rechen.