Interview

Brezina: „Das Schwierigste ist, nicht einfach loszujammern“

Thomas Brezina schrieb mehr als 550 Bücher. Sie wurden in über 35 Sprachen übersetzt.
© Rudy De Moor

Bestsellerautor Thomas Brezina bietet in seinem Ratgeber Tipps für mehr Freude. Ein Gespräch über Greta, Brexit und Wut.

Innsbruck – Thomas Brezina erwartet uns gut gelaunt in der Wagn’erschen Buchhandlung. Innsbruck ist eine der lediglich drei Lesestationen für sein neues Buch „Die Freude Notfall Apotheke“. Darin bietet er 21 Dinge an, die helfen, wenn ein Mangel an Serotonin schlagend wird.

Welcher Ihrer Tipps ist für Sie selbst am schwierigsten zu beherzigen?

Thomas Brezina: Nicht einfach loszujammern und drei Sachen aufzuzählen, die einem Freude machen. Das ist eine Herausforderung, aber sie lohnt sich.

Sie empfehlen, wenn man sich über jemanden ärgert, in Gedanken „Ich liebe dich“ zu ihm zu sagen. Sie haben demnach keine Voodoo-Puppe im Keller, die Sie quälen?

Brezina: Natürlich ärgere ich mich auch oft über andere Menschen. Aber man kann sich entscheiden, wie viele Minuten man damit verbringt. Ich wende die Methode an, wenn ich mit vielen Menschen zusammen bin, das wirkt wie ein atmosphärischer Raumspray, ein Lächeln hebt die Stimmung.

Das positive Denken fällt schwer, wenn man einen lieben Menschen verloren hat oder schwer krank ist. Hilft Ihre Apotheke da auch?

Brezina: Ich möchte klarstellen, dass meine Methode nichts mit positivem Denken zu tun hat. Das würde bedeuten, eine Situation zu beschönigen. Mir geht es darum, dass man die Lage akzeptiert und sich fragt, was man tun kann. Gerade bei Schicksalsschlägen braucht man Zeit. Man muss sich fragen, kann mir mein Umfeld helfen, oder brauche ich professionelle Hilfe. Ich habe jetzt meine Tiroler Ersatzgroßmutter besucht, deren Mann kürzlich überraschend gestorben ist. Sie geht toll mit der Situation um, mit viel Traurigkeit, Dankbarkeit, und manchmal kann sie auch lachen.

Sie arbeiten viel in London und wollen glauben, dass der Brexit abgesagt wird. Die aktuelle Entwicklung scheint Ihnen Recht zu geben.

Brezina: Laut Umfragen ist die Stimmung gekippt, viele sind jetzt für einen Verbleib in der EU. Man weiß nicht, wie das ausgeht, der Schaden ist immens. Es geht ein Riss durch die Gesellschaft, der wird nicht so schnell zu kitten sein.

Sie sind nicht mehr so viel in London wie früher. Spielt die Diskussion um den Brexit dabei eine Rolle?

Brezina: Früher war mein Lebensmittelpunkt in London, jetzt ist er in Österreich. Aber es hat auch etwas mit der Stimmung dort zu tun. Früher haben sich alle als Gemeinschaft begriffen, aber gleich nach der Abstimmung hat das aufgehört und ich wurde plötzlich als Ausländer wahrgenommen.

Sie sagen, dass jeder in seinem Umfeld die Welt verändern kann. Was halten Sie von Klimakämpferin Greta Thunberg?

Brezina: Sie ist das Paradebeispiel dafür, wie viel jeder Einzelne bewirken kann. Sie setzt sich für den Klimaschutz ein und konnte viele Menschen mit dieser Idee anstecken. Wir müssen kein Ghandi oder eben eine Greta Thunberg sein, aber wir sind alle aufgefordert, zumindest die 50 Meter um uns herum positiv zu gestalten.

Sie sind unglaublich erfolgreich als Kinderbuchautor. Stimmt es, dass die Jugend keine Bücher mehr liest?

Brezina: Natürlich werden weniger Bücher gelesen, wir sind ja im Jahr 2019. Viele Kinder und Jugendliche informieren sich aber auf Wikipedia, das freut mich. Wir Autoren müssen uns auch bemühen und noch flotter erzählen. Es gibt immer noch sehr gute junge Leser, aber mein Herz hat immer für die geschlagen, die nicht so gerne lesen.

Sie hatten in der Schule Ihre Probleme mit Deutsch. Was für einen Lehrer hätten Sie sich gewünscht?

Brezina: Einen, der mich zum Schreiben ermutigt hätte. Der das Erzählen in den Vordergrund gerückt hätte und nicht die mangelhafte Rechtschreibung.

Sie haben viel Geld verdient, setzen aber nicht auf Statussymbole wie schnelle Autos. Wofür geben Sie Geld aus?

Brezina: Um das kurz zu fassen: Platz und Zeit. Ich wohne sehr schön und zwar sowohl in Österreich als auch in London. Ich genieße es, Zeit zu haben. Ich kann jetzt Tätigkeiten, die ich nicht so gerne mache, von anderen erledigen lassen und mich dem Schreiben widmen.

Sie schreiben bis zu 15 Bücher im Jahr.

Brezina: (lacht) Derzeit sind es nur acht, nein warten Sie, es sind neun.

Das Gespräch führte Alexandra Plank

Buchtipp

Thomas Brezina. Die Freude Notfall Apotheke, 21 Dinge, die bei Freudemangel helfen, edition a GmbH, 154 Seiten, 17 Euro.

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