Osttirol

Bei Freunden vom Ich zum Du finden

Karin und Michael Halbfurter vom Hanserhof in Stribach bieten auf ihrem Bauernhof soziale und pädagogische Unterstützung.
© Christoph Blassnig

Karin und Michael Halbfurter aus Stribach veranstalten auf ihrem Erbhof Abenteuertage für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sozialen Herausforderungen begegnen sie mit Bodenständigkeit und Gefühl.

Von Christoph Blassnig

Stribach –Karin und Michael Halbfurter führen nicht nur einen landwirtschaftlichen Betrieb. Seit dem vergangenen Herbst kommen Schulklassen oder andere Gruppen zu den beiden auf den Hof, um an einem Projekttag vom Ich zum Du, also zu einer besseren Gemeinschaft zu finden. Sozialen Herausforderungen begegnen die Halbfurters mit viel Gefühl.

„Wir erleben so schöne Momente mit unseren Gästen, gleich welchen Alters“, erzählt Karin. Die Mutter vierer Kinder kommt beruflich aus dem psychologischen Bereich, wie sie sagt. Ihr Mann ist Bauer aus Leidenschaft, mit Bodenständigkeit und einem Gefühl für Menschen und Tiere. „Geboren, aufgewachsen und verwurzelt in Stribach am Hanserhof“, so stellt sich Michael auf der eigenen Homepage vor. In Wien hat der Landwirt die Ausbildung zum Systemischen Outdoor Coach absolviert. Als es dabei einmal darum ging, das Befinden der anderen nur zu erspüren, sei aus ihm herausgeplatzt: „Das mache ich jeden Tag, wenn ich in den Stall gehe.“ Die anderen wussten Michaels Erfahrung fortan noch mehr zu schätzen. Karin erklärt, sie sei „Bäuerin aus Liebe“ geworden, nachdem sie eigentlich aus der Stadt kommt, diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester gelernt hat, dazu noch Lebens- und Sozialberaterin sowie Supervisorin ist. Außerdem macht Karin Aufstellungsarbeit.

© Christoph Blassnig
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Den Milchbetrieb am Hanserhof haben die beiden nach einer zweijährigen Nachdenkphase zum Jahresende zwar eingestellt, doch Tiere gibt es am Erbhof weiterhin genug. „Wenn ich gefragt werde, was ich denn jetzt mache, antworte ich: Urlaub am Bauernhof“, lässt Michael mit einem herzlichen Lachen wissen.

Seit einigen Jahren spielt eine Sammlung von Tierfiguren in einer Kiste eine große Rolle im Leben der beiden, und für einen Tag auch im Leben von vielen Kindern und Erwachsenen. Regelmäßig kommen Schulklassen auf den Hanserhof. „Meistens nehmen Lehrer Kontakt auf, wenn es sich in einer Klasse spießt“, berichtet Karin. „Es gibt immer ein, zwei Starke in einer Gruppe. Auf schwache Mitglieder wird wenig Rücksicht genommen, manchmal gibt es Mobbing. Da setzen wir an.“

Nach der Begrüßung am Hof in Stribach kommt in einer Vorstellungsrunde gleich die Kiste mit den Tierfiguren zum Einsatz. Jeder sucht sich ein Tier aus, das ihm entsprechen könnte, und platziert es auf dem Tisch. Es gibt kleine, stämmige, verspielte und starke Charaktere, wie bei den Menschen auch. „Die Lehrer platzieren sich meist am Rand und wollen nur stille Beobachter sein“, wissen die Halbfurters. Im Lauf des Tages komme es dann oft zu Aha-Erlebnissen. Mobbingbetroffene stellen sich an den Rand und würden immer wieder eine bestimmte Figur wählen. Ein Blick zwischen Karin und Michael genügt für die richtige Einschätzung. „Wir beide verstehen uns blind.“

Nach einer kurzen Wanderung zu einem zweiten Hof, den die Halbfurters in Stronach gepachtet haben und für ihre sozialen Abenteuertage nutzen, brechen dort bald eingefahrene Strukturen auf. „Es berührt uns selbst immer wieder, wenn plötzlich Dinge angesprochen oder möglich werden, die vorher niemand zu hoffen gewagt hat“, sagt Karin. Kinder und Jugendliche lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, versetzen sich in die Lage des anderen, finden Strategien aus dem Gefühls- oder Situationschaos. „Wir geben den Rahmen vor und bieten eine sichere Umgebung, damit die Schwachen und die Starken gemeinsam aufblühen können.“ Gutes werde gestärkt, ohne dass es verordnet werden müsse. „Spiel und Spaß machen vieles möglich.“

Ein besonderes Angebot richtet sich an Papas und ihre Kinder ab sechs Jahren: Bei den Halbfurters finden Vater-Kind-Tage statt. Am 11. Mai, dem Tag vor dem Muttertag, und am 8. Juni, dem Tag vor dem Vatertag, lernen die Generationen von Michael unter anderem das Pfeifeschnitzen. Am Abend gibt es ein großes Lagerfeuer. Abseits der alltäglichen Gepflogenheiten bieten sich Gelegenheiten zum Austausch mit dem Papa. Anmeldungen nimmt Karin Halbfurter entgegen: 0664/88638765 oder www.­almerleben.at.

Für ihre sozialen und pädagogischen Angebote haben die Halbfurters vor Kurzem das österreichische Gütesiegel „Green Care“ verliehen bekommen. Damit werden Bauernhöfe ausgezeichnet, die als ein Bildungs- und Gesundheitsort für Menschen und Tiere geführt werden.

Für Sie im Bezirk Lienz unterwegs:

Catharina Oblasser

Catharina Oblasser

+4350403 3046

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