Tiefster Winter hoch im Kühtai: Gipfelziel über dem See
Im Kühtai herrscht noch tiefer Winter – daher ging es auf den 2820 Meter hohen Gaiskogel. Eine Skitour, die lange ins Frühjahr hinein vom Auto aus mit Skiern machbar ist.
Kühtai, Silz – Während so mancher Freizeitsportler vom Winter genug hat und die Skier allmählich wieder gegen das Bike tauscht, beginnt für Skitourenfreaks die Tourensaison erst jetzt. Bis auf eine Seehöhe von etwa 1800 Meter hinauf hat es zuletzt geregnet und viele Regionen Tirols präsentieren sich bereits ziemlich frühlingshaft.
Weiter oben hingegen herrscht noch tiefster Winter. So auch im Kühtai. In manchen höhergelegenen Gebieten hat es zwar wieder geschneit, leider ist die Schneequalität aber schlecht – um nicht zu sagen katastrophal (Bruchharsch, Pappschnee etc.) und eigentlich hat das Wetter zu Wochenbeginn eher dazu eingeladen, sich auf die warme Ofenbank zu legen und es sich gemütlich zu machen.
Ein kurzes Schönwetterfenster am Dienstag im Kühtai verrät uns der Blick in die Webcam. Na ja, Schönwetterfenster ist gut gesagt, der Nebel hat sich zumindest verzogen und der Niederschlag hat aufgehört. Also ab ins Kühtai. Ab auf den Gaiskogel (2820 Meter), der mit rund 800 Höhenmetern im Anstieg nicht all zu weit ist. Und für ein längeres Unternehmen wird das Wetter heute ohnehin nicht mitspielen.
Das Kühtai (2020 Meter) bzw. der Kühtai-Pass ist der höchste ganzjährig befahrbare Alpenpass Österreichs und immer ein Schneegarant. Auch die Skitour auf den Gaiskogel ist bis lange ins Frühjahr hinein gut machbar. So war die Besteigung des Gaiskogels laut „Mister Kühtai“, Lukas Ruetz aus St. Sigmund, vom Auto weg und ohne Tragepassage bis hinauf zur Gaiskogelscharte in den vergangenen neun Jahren im Schnitt immer bis 1. Juni möglich. „Ein Grund dafür ist wohl auch die Kunstschneepräparierung hinauf bis zum Dreiseenlift“, verrät uns der Sellrain-Experte.
So kommt man hin: Wir starten den Aufstieg beim Schlepplift der Gaiskogelbahn. Entlang bzw. leicht abseits der präparierten Piste geht’s gleich steil und in Spitzkehren den Nordhang bergauf bis zur Bergstation. Optional kann man die Tour auch bei der Talstation des Dreiseenliftes starten.
Bei der Bergstation des Gaiskogelliftes folgen wir dem Weg der Piste. Vorerst leicht bergab in eine kleine Mulde, dann flach weiter, bevor uns die Route leicht ansteigend hinauf zur Bergstation des Dreiseenliftes bringt. Heute sind kaum Skifahrer unterwegs. Woran es liegen mag? Am Zustand der Pisten definitiv nicht. Eher wird es die diffuse Sicht sein. Oder das typische Aprilwetter eben.
Die ersten 400 Höhenmeter sind geschafft. Bis hierher sind wir mehr oder weniger im Skigebiet unterwegs, jetzt aber verlassen wir den gesicherten Skiraum. Mit Blick in Richtung Osten ist der weitere Anstieg, zumindest bis zur Gaiskogelscharte, gut einsehbar. Vorerst noch flach in das Kar zwischen Gais- und Pockkogel hinein, beginnt nun der sehr steile Anstieg hinauf zur Scharte. Spitzkehre für Spitzkehre geht’s nach oben, dieser Hang ist wirklich steil und die Bedingungen müssen absolut sicher sein.
Wem es mit Skiern zu steil wird und wer die Spitzkehrentechnik nicht hundertprozentig beherrscht, kann auch zu Fuß zur Scharte hinaufstapfen. Stapfspuren sieht man hier immer wieder. Die Scharte ist erreicht. Wer mit der Variantenabfahrt in Richtung Haggen liebäugelt und spekuliert, der muss natürlich die Skier mit bis zum Gipfelkreuz tragen. Wer allerdings entlang der Aufstiegsroute retour will, macht auf der Scharte Skidepot. Wie auch immer, ab der Scharte müssen wir zu Fuß weiter. Entlang des Sommersteiges folgen wir dem breiten Rücken steil bergauf.
Am Grat entlang überklettern wir zwei- bis dreimal ein paar Felspassagen, bevor es weiter zum bereits sichtbaren Gipfelkreuz geht. Wirklich schwierig ist die Gratpassage nie, trittsicher und schwindelfrei muss man trotzdem sein und vor allem sollte man die Wechten Richtung Kraspestal im Auge behalten.
Normalerweise bevorzugen auch wir die Abfahrt über die Nordrinne (sichere Verhältnisse nötig!) in Richtung Haggen. Nachdem die Schneequalität heute aber eine Katastrophe ist, haben wir die Skier auf der Scharte gelassen. Der Gaiskogel ist, sofern das Wetter mitspielt, ein echter Aussichtsgipfel in alle Himmelsrichtungen. Heute ist es für Fernsichten leider nicht gut genug. Nur die direkt rundumliegenden Spitzen wie Zwieselbacher Rosskogel, Sulzkogel, Pirchkogel etc. präsentieren sich in ihrem Stolz.
Somit hält uns der Gipfel heute nicht wirklich lange. Wir steigen zurück zur Scharte und zum Skidepot. Von dort folgen wir der Spur – leider bei sehr diffusem Licht – zurück in Richtung Skigebiet. Über die präparierte Piste schwingen wir zurück zu unserem Auto beim Parkplatz am Gaiskogellift.
Fazit: eine 800-Höhenmeter-Tour, die bis lange ins Frühjahr machbar ist. Und bei besseren Schneeverhältnissen ist vor allem die Abfahrt nach Haggen ein echtes Schmankerl. Aber die gibt es momentan im freien Skigelände leider nicht. (flex)