Erinnerungen in dunkelgrün: Der Gameboy feiert 30.Geburtstag
Mit dem Gameboy revolutionierte Nintendo vor 30 Jahren den Markt der mobilen Spielekonsolen. Spiele wie “Tetris“ oder “Super Mario World“ wurden zu Klassikern der Spielegeschichte. Bis heute ist die Faszination um die Kult-Konsole ungebrochen.
Kyoto — Spiele auf dem Smartphone gehören heute zum Alltag — vor 30 Jahren nicht. Am 21. April brachte die Videospielfirma Nintendo in Japan den Game Boy heraus, seine erste mobile Spielekonsole — aus heutiger Sicht ein klobiger Klotz mit lachhaften technischen Daten. Damals war es eine Revolution, die Videospiele aus den Spielhallen und — damals auch noch nicht so verbreiteten — Konsolen am heimischen Fernseher herausholte.
Der japanische Spielehersteller erreichte mit dem Game Boy nicht nur Kinder, sondern — dank Spielen wie "Tetris" — auch Erwachsene. Über mehrere Generationen hinweg wurden fast 120 Millionen Geräte verkauft.
Der Game Boy war aber nicht die einzige Mobil-Konsole auf dem Markt. Auch starke Konkurrenten wie Sega und Atari brachten eigene Geräte heraus. Doch der Game Boy gewann — unter anderem, weil Nintendo so schlau war, seine Ambitionen zu zügeln und den damaligen Stand der Technik nicht auszureizen.
Der LCD-Bildschirm war dunkelgrün statt farbig und hatte keine Hintergrundbeleuchtung. Im Dunklen spielen konnte man damit also nicht. Der interne Arbeitsspeicher betrug 8 Kilobyte, betrieben wurde das Gerät mit vier Batterien. Die Auflösung lag lediglich bei 160 zu 144 Pixeln. Zum Vergleich: Jedes einzelne App-Symbol auf dem Display eines heutigen iPhone wird mit 180 zu 180 Pixeln angezeigt. Die Einschränkungen sorgten aber zur Freude der Nutzer für eine lange Batterielaufzeit.
Gunpei Yokoi: Der Vater des Gameboy
Erschaffen wurde der Game Boy von Gunpei Yokoi. Er kam bereits in den 1960er-Jahren zu Nintendo und musste sich zunächst mit der Wartung der Spielkarten-Druckmaschinen beschäftigen — das war das traditionelle Kerngeschäft der Firma seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Nebenbei dachte sich Gokoi Spielzeug aus. Schon eine seiner ersten Erfindungen — der ausstreckbare Greifarm "Ultra Arm" — wurde Ende der 60er zum Hit. Gokoi stand auch hinter dem Vorläufer des Game Boy — einem kleinen Gerät mit dem Namen Game & Watch, das zumeist einfache Geschicklichkeitsspiele enthielt .
Nintendo verkaufte mehr als 40 Millionen Stück davon, Game & Watch hatte aber einen großen Nachteil: Man konnte die Spiele nicht wechseln, sondern sie waren fest in das Gerät eingebaut. Der Game Boy mit seinen Wechsel-Kartuschen behob dieses Problem.
Tetris als Durchbruch
Nintendo war klar, dass die Mobil-Konsole ein attraktives Spiel als Zugpferd brauchte, das dem Gerät beigelegt werden konnte — und man fand es hinter dem Eisernen Vorhang. Das von einem Moskauer Programmierer entwickelte "Tetris", bei dem der Spieler von oben herabfallende Blöcke in verschiedenen Formen schnell einbauen muss, passte perfekt zur Game-Boy-Technik — und die eingängige Melodie (die auf dem russischen Lied "Korobeiniki" basiert), ist auch 30 Jahre später noch weltbekannt.
Die damals für die Vermarktung zuständigen Sowjet-Bürokraten hatten zwar schon "Tetris"-Lizenzen in den Westen verkauft. Aber Nintendo wurde schnell klar, dass die neue Gerätekategorie der Mobil-Konsolen davon nicht abgedeckt war. In einem abenteuerlichen Verhandlungsmarathon in Moskau sicherten sich die Japaner die Rechte. Die Kinder des "Tetris"-Erfinder Alexej Paschitnow bekamen Nintendo-Konsolen.
"Tetris" war genau das Spiel, das der Game Boy brauchte. Zugleich war es das erste Spiel, das das beigelegte "Game-Link Dialog-Kabel" nutzte. Über eine Schnittstelle an der rechten Seite des Gehäuses konnten sich damit zwei Geräte miteinander verbinden lassen, um so in einigen Spielen im Versus-Modus gegeneinander oder gemeinsam anzutreten.
Über 1.000 Spiele
Mit weiteren Spielen wie "Super Mario Land", "Kirbys Dream Land" oder "Links Awakening", festigte Nintendo seine Dominanz im Mobil-Konsolen Markt. Über 1.000 Spiele umfasste die Konsole in seiner Laufbahn und startete Spielserien, die bis zum heutigen Tag weitergeführt werden. So feierte 1998 auf der Plattform die "Pokémon"-Spielereihe mit der "Roten" und "Blauen" Edition seine Premiere. Im selben Jahr — und damit knapp zehn Jahre nach seinem Start — erschien dann mit dem "Gameboy Color" der offizielle Nachfolger, der nun 56 Farben darstellen konnte. Bereist drei Jahre später bekam die Konsole mit dem "Gameboy Advance" ein weiteres Hardware-Update verpasst.
Gokoi erfand für Nintendo Mitte der 90er-Jahre auch eine erste Konsole mit einer VR-Brille. Doch der "Virtual Boy", bei dem die Brille auf dem Tisch stehen statt wie heute auf dem Kopf getragen werden sollte, floppte. Wohl unter anderem, weil die Optik mit roten LED zu primitiv und nach kurzer Zeit für den Nutzer anstrengend wurde. Gokoi verließ Nintendo, um eine eigene Firma zu gründen — und starb 1997 bei einem Verkehrsunfall.
Das Ende des Gameboy läutete das Jahr 2004 ein, als Nintendo seine neue mobile Videospielkonsole, den "Nintendo DS" veröffentlichte. Die neue Konsole tat Nintendos Absätzen aber keine Einbußen. Das Gerät mit dem Touchscreen, wurde mit 150 Millionen Exemplaren zur zweit meistverkauften Konsole aller Zeiten. (APA/dpa/buc)