Wirtschaftspolitik

Wohnung als Hotel: Tirol sucht Ausweg

Symbolfoto.
© APA/Barbara Gindl

Rund um die umstrittenen Investorenmodelle suchen Land, Kammer und Hotel-Vertreter Rat bei EU-Rechtsexperte Obwexer.

Von Max Strozzi

Innsbruck –Investorenmodelle sind Dauerthema im Tiroler Tourismus. Dabei werden Apartment- und/oder Chaletanlagen mit Hunderten Betten errichtet, die Wohnungen bzw. Chalets an kaufkräftige Anleger meist aus dem Ausland verkauft und über einen Hotelbetreiber an Touristen vermietet. Eigentümer der Wohnungen bleiben die Anleger, weshalb Kritiker vor versteckten Freizeitwohnsitzen warnen.

Inzwischen hat das Land Tirol erklärt, Barrieren für die weitere Verbreitung solcher Modelle zu prüfen. Vergangene Woche kam es zu einem ersten Treffen von LHStv. Josef Geisler, Raumordnungs-LR Johannes Tratter, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser und Hotellerie-Obmann LR Mario Gerber mit dem Europarechtler Walter Obwexer von der Uni Innsbruck. „Wir loten aus, welche Möglichkeiten es gibt, mit solchen Modellen umzugehen, und haben uns einmal angeschaut, wie diese Modelle funktionieren und auf welchen rechtlichen Grundlagen sie fußen“, erklärt Hotellerie-Obmann Gerber, ein Kritiker solcher Investorenmodelle. „Meiner Meinung nach ist das die falsche Entwicklung. Ich bin nicht gegen Investoren, aber gegen so eine Form des touristischen Wohnens“, spricht er die Freizeitwohnsitz-Problematik an.

Im Geschäft mit diesen Modellen und dem Verkauf der Anlegerwohnungen fielen in Tirol im Wesentlichen drei Player auf: zunächst Kristall Spaces, Tochterfirma der Schweizer Venture AG mit Verflechtungen bis Großbritannien und darüber hinaus. Kristall Spaces hat oder plant in Tirol 12 solche Investoren-Anlagen. Nummer 12 entsteht in Galtür – die zweite dieses Konzerns im Paznauner Tourismusort. Dafür wurde ein Familienhotel erworben, in dem nun 46 Wohnungen für Anleger entstehen. Preis je Wohnung samt Parkplatz: 280.000 bis 1,1 Millionen Euro. Galtürs BM und LR Anton Mattle (ÖVP) sieht die Investorenmodelle ebenfalls kritisch, ein Disput mit Kristall Spaces rund um deren erste Anlage in Galtür liegt vor Gericht. Dabei geht es um den nachträglichen Umbau des großzügigen Frühstücksraums der Anlage in eine Wohnung, was laut Mattle rechtlich unzulässig ist; die erste Runde in dem Rechtsstreit ging an die Investoren.

Neben Kristall Spaces tritt die holländische Mountain Residence mit sechs Modellen in Tirol auf sowie der niederländische Reisekonzern Sunweb, der in Tirol über seine Tochter Vaya sieben Investoren-Anlagen betreibt oder plant.

Aufregung gibt es seit zwei Monaten auch in Ladis – die TT berichtete. Dort baut Vaya eine zweite Anlage und kam über ein Gemeinderatsmitglied als Strohmann zum Grundstück: So sicherte sich das Gemeinderatsmitglied 2016 die Kaufoption auf ein Areal, verkaufte es 2017 für zwei Millionen an die Vaya, zog aber erst im März 2018 seine zwei Jahre zuvor im ersten Vertrag vereinbarte Kaufoption für 906.000 Euro. Kurz darauf reicht­e er ein Bauvorhaben für ein Aparthotel bei der Gemeinde ein und erweckte damit den Eindruck, selbst ein Projekt umsetzen zu wollen.