25 Jahre Maturaskandal - „Es ist relativ leicht gegangen“

Wien (APA) - Finanzielle Zuwendungen und „Geschenke“ gegen gefälschte Eintragungen in den Prüfungskatalog bzw. wohlwollende bis abgesprochen...

Wien (APA) - Finanzielle Zuwendungen und „Geschenke“ gegen gefälschte Eintragungen in den Prüfungskatalog bzw. wohlwollende bis abgesprochene Fragen bei der Reifeprüfung - das waren die Zutaten zum vor 25 Jahren aufgeflogenen „Maturaskandal“. Er endete mit Schuldsprüchen für die Leiterin einer Maturaschule und eine Mitarbeiterin des Stadtschulrats. Die „Kunden“ mussten nur die „gekauften“ Prüfungen nachmachen.

Am 27. April 1994 flog der jahrelange Schwindel auf: Der Journalist eines Magazins hatte sich damals bei der Chefin einer Maturaschule als potenzieller Schüler vorgestellt und gefragt, ob man den Weg zur Externisten-Matura nicht mit „erhöhtem finanziellen Aufwand“ beschleunigen könnte.

Nach und nach wurden mehr und mehr Fälle bekannt: Zum Teil wurden mit der Maturaschul-Leiterin gut bekannte Prüfer je nach Zuwendung dazu gebracht, Stoffeinschränkungen vorzunehmen, Fragen vorab bekanntzugeben oder „leichter“ zu benoten. In einer anderen Variante sorgte eine Stadtschulrats-Mitarbeiterin für gefälschte Eintragungen im Katalog der Externisten-Prüfungskommission. So wurden etwa negative plötzlich zu positiven Noten.

Nach dem Auffliegen des Skandals setzte es zahlreiche Prozesse, Enthebungen und Rücktritte. Die betagte Maturaschul-Chefin sowie die Stadtschulrats-Mitarbeiterin erhielten 1999 bedingte Haftstrafen wegen Amtsmissbrauchs bzw. der Anstiftung dazu. Auch einige „Kunden“ wurden verurteilt - unter anderem die Frau und Tochter des damaligen Wiener Polizeipräsidenten, der kurz darauf ins Innenministerium wechselte. Unter anderem verlor auch ein Wiener Schuldirektor wegen seiner Involvierung als Prüfer sein Amt.

„Es ist relativ leicht gegangen“, konstatierte der Richter im Prozess gegen die Maturaschul-Leiterin. Dementsprechend wurde gleich nach dem Auffliegen der Prüfungsmodus geändert. Statt die Prüfungskommissionen aus verschiedensten Schulen zusammenzuwürfeln, mussten die Prüfungen ab sofort an einer bestimmten Schule stattfinden - mit dem Direktor als Vorsitzendem und den dort beschäftigten Lehrern als Prüfern.

Relativ glimpflich kamen die „ertappten“ Externisten davon, die ihr Reifeprüfungs-Zeugnis unredlich erworben hatten. Zwar kam ein Rechtsgutachten damals zur Auffassung, dass den betroffenen Schülern eigentlich die gesamte Matura sowie alle im Anschluss etwa an der Uni erbrachten Prüfungen annulliert werden müssten. Der damalige Stadtschulrats-Präsident Kurt Scholz setzte sich aber für eine großzügige Lösung ein: Aberkannt wurden nur jene Leistungen, die erschlichen worden waren - nur diese mussten nachgemacht werden.