Israel ermutigt von polnischer Reaktion auf antisemitischen Vorfall

Jerusalem (APA/dpa) - Israel hat die polnische Reaktion auf ein antisemitisches „Judasgericht“ in der Kleinstadt Pruchnik gelobt. „Wir bedau...

Jerusalem (APA/dpa) - Israel hat die polnische Reaktion auf ein antisemitisches „Judasgericht“ in der Kleinstadt Pruchnik gelobt. „Wir bedauern den antisemitischen Vorfall in dem Dorf Pruchnik im Rahmen des Osterfests, aber wir sind ermutigt von der entschlossenen Reaktion der polnischen Kirche, der Behörden und ranghoher Mitglieder der polnischen Regierung“, teilte das Außenministerium am Mittwoch mit.

Der Vorfall am Karfreitag hatte im In- und Ausland scharfe Kritik auf sich gezogen. Über mehrere Internetportale verbreitete Videoaufnahmen der Veranstaltung zeigten, wie eine mit den Worten „Judas 2019“ und „Verräter“ beschriftete Strohpuppe in einem rituellen „Judasgericht“ zunächst auf einem Beleuchtungsmast aufgehängt und anschließend nach einem vorgegebenen Zeremoniell weiter geschmäht wurde.

Das Aussehen der Figur entsprach mit krummer Nase, orthodoxer Kopfbedeckung und Haartracht der klischeehaften Judendarstellung, die auch in nationalsozialistischer Zeit von Antisemiten verwendet wurde.

Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Robert Singer, verurteilte am Sonntag die „grässliche Wiederbelebung eines mittelalterlichen Antisemitismus“.

Am Montag erklärte der Vorsitzende des Ausschusses für den Dialog mit dem Judentum der Polnischen Bischofskonferenz, Rafal Markowski, dass die katholische Kirche derlei Praktiken „unmissverständlich missbilligt“. „Die katholische Kirche wird die Zurschaustellung von Verachtung für Mitglieder einer Nation, einschließlich der jüdischen Nation, niemals tolerieren“, so der Kirchenvertreter.

Nach Informationen der „Gazeta Wyborcza“ und der Regionalzeitung „Ekspres Jaroslawski“, die die Veranstaltung filmte, soll es sich bei dem „Judasgericht“ um einen schon im 18. Jahrhundert verbreiteten Brauch handeln. Dabei werde Judas für seinen in der Bibel beschriebenen Verrat an Jesus „bestraft“. Wegen seiner aggressiv antisemitischen Ausrichtung habe die katholische Kirche den Brauch inzwischen untersagt.