Greenpeace-Ranking

Jede dritte Gemeinde verzichtet auf Glyphosat, Tirol am letzten Platz

Glyphosat, wie im Mittel "Round up" enthalten, könnte Krebs verursachen.
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Immer mehr österreichische Gemeinden verzichten auf den „wahrscheinlich krebserregenden“ Unkrautvernichter Glyphosat. Während etwa in Niederösterreich laut Greenpeace-Ranking bereits zwei Drittel auf Alternativen umstiegen, sind es in Tirol nur 14 Prozent.

Wien — Bereits jede dritte Gemeinde in Österreich — 701 von 2095 — verzichtet bei der Pflege öffentlicher Flächen auf den Einsatz von Glyphosat. Spitzenreiter sind laut einem am Donnerstag veröffentlichten Ranking der Umweltschutzorganisation Greenpeace Niederösterreich, Kärnten und Vorarlberg, Tirol liegt an letzter Stelle. Insgesamt ortete die NGO große Unterschiede bei der Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichters.

Mit 61 Prozent pflegen in Niederösterreich die meisten Gemeinden ihre Spielplätze, Parks und Straßen ganz ohne Glyphosat, ermittelte Greenpeace. Auf Platz zwei landeten ex aequo Kärnten und Vorarlberg mit jeweils 36 Prozent glyphosatfreier Gemeinden. Im Mittelfeld befanden sich Salzburg (29 Prozent), das Burgenland (27 Prozent) und Oberösterreich (22 Prozent). Die beiden letzten Plätze belegten die Steiermark (18 Prozent) und Tirol (14 Prozent). Österreichweit verzichteten laut Greenpeace-Ranking insgesamt 33 Prozent aller Gemeinden auf das Pflanzengift.

Wien bald völlig frei von Glyphosat

Die Bundeshauptstadt Wien wurde im Ranking nicht berücksichtigt, da sie als einzelne Gemeinde nicht mit den anderen Bundesländern vergleichbar sei, hieß es. In Wien sei aber der Einsatz des Pflanzengifts laut Greenpeace in praktisch allen relevanten Bereichen bereits beendet worden. In öffentlichen Parks und Grünräumen komme Glyphosat nicht mehr zum Einsatz, auch nicht in der Pflege von Straßen, Wegen oder Schienen der Stadt. Nur auf den Wiener Friedhöfen werde das Pflanzengift noch verwendet. Dafür sei von der Stadt Wien aber bereits ein Ausstiegsplan beschlossen worden.

Heißdampfverfahren wird häufiger

„Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von 701 österreichischen Gemeinden zeigen, wie verantwortungsvolle Politik aussieht und haben Glyphosat von ihren Spielplätzen, Parks und Straßen verbannt", lobte Greenpeace-Glyphosat-Experte Sebastian Theissing-Matei das bisherige Engagement. Doch noch immer würden viele andere Gemeinden mit dem wahrscheinlich krebserregenden Pflanzengift die Gesundheit der Bevölkerung gefährden. Erfreulich sei, dass viele der glyphosatfreien Gemeinden nicht auf ein anderes Pflanzengift, sondern auf chemikalienfreie Methoden umgestiegen seien. Dort würde unerwünschter Bewuchs jetzt mechanisch oder auch mit modernen Heißdampfverfahren entfernt. Dabei werden die Pflanzen giftfrei mit Hitze bekämpft.

In der Pflicht sieht Greenpeace nun Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), „endlich einen Plan für einen österreichweiten Glyphosat-Ausstieg vorzulegen". Von den verbleibenden Gemeinden fordert die NGO, ebenfalls auf das Pflanzengift zu verzichten. Die Bürgermeister müssen den Einsatz von Glyphosat im öffentlichen Raum sofort beenden, so Theissing-Matei.

EU-weit bis 2022 zugelassen

Glyphosat gilt laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Menschen als „wahrscheinlich krebserregend". Trotzdem ist das Pflanzengift derzeit EU-weit bis 2022 zugelassen. (APA)