Standort Tirol

Frauen und Ältere sollen Fachkräfte-Lücke schließen

Der Andrang zum Tiroler Zukunftstag in der Swarovski Werkshalle war groß.
© Land Tirol/Berger

Weniger Lehrlinge erfordern neue Methoden, um genügend Fachkräfte in den Betrieben zu haben, hieß es beim Zukunftstag Tirol in Wattens.

Von Verena Langegger

Wattens –Markus Langes-Swarovski, als Geschäftsführer der Swarovski KG quasi Hausherr des Zukunftstages Tirol, der gestern in der Swarovski Manufaktur stattfand, begrüßt es, dass „Fachkräfte im Mittelpunkt des Zukunftstages stehen“. Das Thema sei allgegenwärtig. Untermauert wird das vom Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), Univ.-Prof. Christoph Badelt: Es gebe in Österreich derzeit schlicht nicht ausreichend ausgebildete Arbeitskräfte. Und das werde langsam zum Problem, denn: „Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte ist für den Wirtschaftsstandort und auch für den Wohlstand wichtig.“ Badelt schließt aus Wifo-Daten, dass sich die Tiroler Wirtschaft noch nicht an das „stagnierende Arbeitskräftepotenzial“ gewöhnt. Der Wirtschaftsexperte rät, „mehr aus der Bevölkerung herauszuholen“, also auch Frauen und ältere Arbeitskräfte zu fördern. Denn die Zahl der klassischen Lehrlinge gehe immer mehr zurück. Nichtsdestotrotz gebe es einen steigenden Bedarf an Arbeitskräften, gerade im Pflegebereich.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) will kurz-, mittel- und langfristig gegen den Fachkräftemangel vorgehen. Gerade würden die 200 Lehrberufe überarbeitet und – da es durch die Digitalisierung anderen Bedarf gibt – neue „erfunden“. Neu sei etwa die „E-Commerce-Kauffrau“, schon bald soll auch eine Lehre namens „Artificial Intelligence“, also künstliche Intelligenz, möglich sein. Da es künftig immer weniger Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren geben wird, will Schramböck gezielt auch ältere Lehrlinge ansprechen. Sie fordert mehr Flexibilität von Betrieben, diese müssten auch 30-jährige oder 50-jährige Lehrlinge ausbilden.

Auch für den Unternehmer Arthur Thöni ist Fachkräftemangel nichts Unbekanntes. Dieser habe ihn sein ganzes Leben als Unternehmer begleitet, sagt der Chef der Thöni-Industriebetriebe. Vor 10 Jahren habe er dann seine Visionen umgesetzt und einen eigenen Schultyp ins Leben gerufen. Am technischen Gymnasium Telfs bildet er junge Menschen aus. Derzeit seien 120 junge Leute an der Thöni-Akademie in Ausbildung zum Mechatroniker oder zum Automatisierungstechniker, die Matura sei im 5. Ausbildungsjahr inbegriffen. Und wie schon vor Jahren, beim Niedergang der Textilindustrie in Telfs, schule er derzeit wieder um. „Ich biete allen Interessierten eine Ausbildung zur Fachkraft der Metallindustrie“, sagt er. Natürlich seien das künftige Mitarbeiter der Thöni-Werke, aber er brauche 150 neue Leute, und diese würde er so bekommen.