„Hin & Weg“-Festival: Teelöffellounge, Küchenlesungen, Feuergespräche
Wien/Litschau (APA) - Mit den Themen „Spiegel“ und „Geld“ beschäftigt sich von 9. bis 18. August die zweite Auflage des Theaterfestivals „Hi...
Wien/Litschau (APA) - Mit den Themen „Spiegel“ und „Geld“ beschäftigt sich von 9. bis 18. August die zweite Auflage des Theaterfestivals „Hin & Weg“. Zu den rund 140 Programmpunkten zählen über 40 Theateraufführungen und 30 szenische Lesungen, hieß es heute bei der Präsentation in Wien. „Rund 200 TheatermacherInnen werden Litschau an diesen Tagen in etwas ganz Eigenes verwandeln“, versprach Festivalgründer Zeno Stanek.
Die Erfahrungen aus der Premiere des Vorjahres sind durchwegs positiv. „Eine ganze Stadt hat verstanden, was Theater bringen kann“, zeigte sich der 48-jährige Regisseur und Festivalleiter zufrieden. Die nördlichste Stadt Österreichs sei „klein, kompakt und übersichtlich“, daher seien Begegnungen zwischen Besuchern, Künstlern und der örtlichen Bevölkerung ganz unkompliziert. „Wir reißen die Schranken ein und überschreiten die Grenzen.“ Beispiele dafür seien etwa eigene Lehrlings-Stipendien, Begegnungen von erfahrenen und jungen Theatermachern, ungewöhnliche Spielorte, mit denen tatsächlich nahezu die ganze Stadt zur Bühne werde, von Feuerwehrhaus und Pfarrsaal bis zu Schuppen und Garagen. „Wir haben auch neue Spielorte gefunden - es gibt eigentlich keinen Ort, an dem wir nicht spielen. Und das Schöne ist: Die Leute freuen sich, dass wir dort hinkommen“, versicherte Stanek. Bei Küchenlesungen, für die es jeweils nur zehn Karten gibt, öffnen Litschauer Familien ihre Häuser und liefern selbst das kulinarische Begleitprogramm. Co-Intendantin Katharina Stemberger rühmte die spezielle, intime Atmosphäre dabei: „Und dazu kommt noch: Das Essen ist so gut!“
Die Programmatik der „Tage für zeitgenössische Theaterunterhaltung“, die sich dezidiert auf für das Theater geschriebene Stücke und ihre Autorinnen und Autoren konzentrieren, habe sich bewährt, sagte Stanek. „Wir werden daher viel belassen, haben aber auch an einigen Schrauben gedreht. So haben wir letztes Jahr festgestellt: Es gibt einen großen Bedarf an Dialog. Dem haben wir neue Formate gegeben.“ Heuer werden die Festivaltage daher mit Theateryoga und einem Prolog namens „Teelöffel-Lounge“ begonnen. Der Name geht auf eine Geschichte von Amos Oz zurück. Stemberger will dabei jeweils „ein paar Impulse für den Tag mitgeben“. Das letztjährige Festival „waren die anstrengendsten zehn Tage seit langem, aber es waren Tage, die vibriert haben. Es sind ständig neue Ideen entstanden.“
Zur Eröffnung am Abend des 9. August setzt Fabian Eder die Textcollage „Alles kann passieren“ von Doron Rabinovici und Florian Klenk in Szene - für Stanek ein Beispiel dafür, dass zeitgenössische Dramatik unsere Gesellschaft widerspiegle. Kleists „Penthesilea“ mit Anne Bennent und Karl Ritter wird am zweiten Wochenende in der Schlachthalle einer Fleischhauerei aufgeführt. In den zwei Pausen der vielstündigen Aufführung können Innereien verkostet werden. Das Programm-Booklet, von dem 16.000 Stück aufgelegt wurden, ist voll von derlei ungewöhnlichen Programmpunkten. Eine öffentliche Probe absolviert das Schubert Theater mit dem Stück „Die Welt ist ein Würstelstand“ (Arbeitstitel) von Manuela Linshalm und Stephan Lack, im „Salon Colette“ wird gefrühstückt und zu verschiedenen Themen diskutiert - was man bei „Feuergesprächen“ am abendlichen Lagerfeuer weiterführen kann. Zwischen den beiden Wochenenden gibt es Workshops zu allen Aspekten des Theaters, vom Schreiben bis zu Körpertheater und Sprechen. „Es geht um emotionale Berührung“, formulierte Stanek sein Credo.
Mit einbezogen wird auch das Hörspiel. „Vor einem Jahr habe ich beim Festival die Nachricht erhalten, dass der Hörspielregisseur Götz Fritsch gestorben ist. Noch in Litschau haben wir beschlossen, bei der zweiten Auflage ein Tribute an ihn zu inszenieren“, sagte Ö1-Chef Peter Klein, der eine Auswahl von sieben Fritsch-Hörspielen programmiert hat. Aufgeführt werden sie an „Unorten“, etwa in der Krypta der Kirche, bei einem Friseur oder auf einem Dachboden. Stanek: „Das gemeinsame Hören ist etwas ganz Besonderes.“
Und schließlich will man auch auf Musik nicht ganz verzichten. „Die Singer-Songwriter sind ja so etwas wie die Dramatiker unter den Musikern“, erklärte Co-Festivalleiter Ernst Molden. „Das hat im Vorjahr gut funktioniert.“ Für heuer wurden „Vienna Rest in Peace“, der „australische Waldviertler“ Somerset Barnard, Anna Mabo, Mira Lu Kovacs, Alicia Edelweiss und Voodoo Jürgens angekündigt.
An Förderungen erhält das Festival laut Stanek 100.000 Euro (den Großteil davon vom Land Niederösterreich), mit Sponsoren komme man auf 150.000 Euro. „Wir brauchen aber mindestens das Doppelte, um das Ganze zu finanzieren.“ Verdoppeln will man auch die Anzahl der Besucher. 1.500 Besuche wurden im vergangenen Jahr gezählt.
(S E R V I C E - 2. Festival „Hin & Weg“ in Litschau, 9.-18.8., Info: 0720/407704, www.hinundweg.jetzt)
(B I L D A V I S O – Pressebilder stehen unter www.hinundweg.jetzt/Presse zum Download bereit.)