Gerichte mit Geschichte: Sonderführungen in vier steirischen Museen

Graz (APA) - Was essen Soldaten, wie speisten Römer und Kelten, wie war bei Bürgersleuten der Tisch gedeckt? Das steirische Universalmuseum ...

Graz (APA) - Was essen Soldaten, wie speisten Römer und Kelten, wie war bei Bürgersleuten der Tisch gedeckt? Das steirische Universalmuseum Joanneum widmet sich in Sonderführungen an vier Außenstellen diesen lebenswichtigen Fragen und kocht mit Partnern auf. Nach einer Führung im Grazer Zeughaus etwa gibt es „Rumford“-Eintopf, im Archäologie-Museum Eggenberg kann man an Schaukochen und Brotbacken teilnehmen.

Die Führungen von „Genussreise im Museum 2019“ in Zusammenarbeit mit Graz Tourismus und „Genusshauptstadt Graz“ sind an Freitagen und Samstagen jeweils nachmittags angesetzt, von Mai bis zum Oktober. Daran beteiligt sind das Archäologiemuseum im Grazer Schloss Eggenberg, das Landeszeughaus in Graz, das Museum für Geschichte in der Sackstraße sowie das Landwirtschaftsmuseum in Schloss Stainz. Die geführten Gruppen können bis zu 25 Personen umfassen, die Buchung ist bei den jeweiligen Veranstaltungsorten bzw. über Graz Tourismus bis zwei Tage vor der Veranstaltung möglich.

Bei den Sonderführungen im Landeszeughaus - mit der rund 32.000 Exponate umfassenden Waffenkammer der steirischen Landstände aus dem 16. Jahrhundert - wird dem alten Soldatenspruch „Wie die Verpflegung, so die Bewegung“ neue Bedeutung beigemengt. So ist von dem „Menüplan“ für das Landesaufgebot die Rede, was man aus der „Latrinenarchäologie“ über Soldatenspeisen ableiten kann und wie die als Frauensüßigkeit verschriene Schokolade Eingang in die Militärverpflegung fand.

Ein wichtiger Bestandteil der Verpflegung war seit dem 18. Jahrhundert die Rumford-Suppe. Sir Benjamin Thompson, Reichsgraf von Rumford, ein aus Amerika nach Europa geflohener britischer Loyalist, machte sich vor allem in Bayern mit seinem Erfindungen für Arme und Soldaten verdient. Sein Rumford-Herd verringerte den Brennstoffverbrauch beim Kochen. Seine Rumford-Suppe oder Rumford-Eintopf war für Ausspeisungen für Zivilisten und Soldaten gedacht, das Gericht besteht aus Rollgerste, Hülsenfrüchten, Salz und Essig. Eine „Zubuße“ aus anderem Gemüse oder gar Fleisch war optional.

Im Museum für Geschichte in der Grazer Sackstraße geht es im Raum „Essen und Trinken“ um die festliche Tafel bei z. B. Bürger- und Adelsfamilien: Teller, Besteck, Gläser und Pokale vermitteln ein Gefühl für die Esskultur zu anderen Zeiten und auch das Sozialprestige, die eine gediegene Diner-Ausstattung bedeutete. Nach der knapp einstündigen Führung wartet ein entsprechendes Drei-Gänge-Menü im Restaurant dreizehn. Im Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg widmen sich die Führungen u.a. der Frage, wie Nachspeisenküche ohne Schokolade auskommen konnte, wie römische Aufstriche schmecken und wie Gewürzwein mundet, denn nach der Theorie kommt die Verkostung. „Garum“, die intensive und geruchsstrenge römische Universalwürzsauce aus vergorenem Fisch und Salzlake, soll es bei den Präsentationen nicht geben. Dem entspreche heute etwa die Sardellensauce, hieß es am Donnerstag auf Journalistenfragen.

( S E R V I C E - Nähere Infos über „Genussreise im Museum 2019“ bzw. Anmeldungen sind unter https://www.museum-joanneum.at/ihr-besuch/programmuebersicht/genussr eise oder https://www.graztourismus.at/de/essen-und-trinken/veranstaltungen/ge nussreise-im-museum abrufbar.)