Nach Wolf-Interview mit Vilimsky

FPÖ gegen ORF: NEOS und SPÖ fordern Rücktritt von Ursula Stenzel

FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel.
© APA

Die Wiener FPÖ-Stadträtin und Ex-ORF-Moderatorin sprach von einer “Zumutung“ und verglich Armin Wolfs Interviewführung mit einem NS-Gericht. NEOS-Klubobmann Christoph Wiederkehr fordert nun Stenzels Rücktritt.

Wien — Der Wiener NEOS-Klubobmann Christoph Wiederkehr hat am Freitag den sofortigen Rücktritt der nicht amtsführenden Wiener FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel gefordert. Anlass war eine Aussage der Rathaus-Politikerin, die auf oe24.tv befunden hat, ORF-Moderator Armin Wolf könne mit einem "solchen Verhörton" in einem "Volksgerichtshof" auftreten. Stenzel zeigte sich über das Interview Wolfs mit FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky empört. Als sie beim ORF begonnen hatte, hätte sie "so etwas - egal unter welchen Generalintendanten - nicht überlebt", meinte die ehemalige ZiB-Moderatorin und einstige ÖVP-Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt.

ZiB2-Moderator Armin Wolf hatte das Sujet des RFJ-Plakats einer Darstellung in einem NS-Blatt gegenüber gestellt.
© Screenshot/ORF

Für Wiederkehr stellt die Aussage eine "absolute Grenzüberschreitung" dar, wie er gegenüber der APA ausführte: "Einen kritischen Journalisten mit einem NS-Gericht zu vergleichen, ist unerhört." Hier handle es sich um einen Angriff auf die Pressefreiheit: "Das kann nur bedeuten, dass sie zurücktritt."

Stenzel hatte befunden, es sei „ungeheuerlich, ein Thema in einer Form zu bringen, die der FPÖ NSDAP- und Stürmer-Nähe unterstellt". Mit einem „solchen Verhörton" könne Wolf „ja in einem Volksgerichtshof auftreten" (Anm.: ein Sondergericht, das 1934 zur Aburteilung von Hoch- und Landesverrat gegen den NS-Staat in Berlin eingerichtet wurde).

Wiens Freiheitliche gegen Stenzels Rücktritt, SPÖ dafür

Wiens FPÖ hat ebenfalls am Freitag die Rücktrittsforderung der NEOS zurückgewiesen. "Wir sehen unsere politische Mission nicht darin, Wünsche von Kleinstparteien zu erfüllen", sagte Landesparteisekretär Michael Stumpf in einer Stellungnahme.

Unterdessen verlangte auch die SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, Sabine Schatz, den umgehenden Rückzug Stenzels. "Eine ehemalige Journalistin, ÖVP-Europapolitikerin und von Steuergeldern finanzierte Stadträtin verhöhnt die Opfer des NS-Regimes und greift einen Journalisten in unglaublicher Art und Weise an", kritisierte sie in einer Aussendung. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) müsse Konsequenzen von seinem Koalitionspartner einfordern, befand Schatz

Nach dem Interview in der „ZiB2" am Dienstagabend gab es in den sozialen Medien an die 1000 Frontalangriffe auf den ORF-Anchor Armin Wolf. Der Moderator selbst retwitterte eine Beschimpfung, in der er — nach dem umstrittenen „Ratten-Gedicht", das der Bürgermeister von Braunau veröffentlicht hatte — ausgerechnet „Ratte" genannt wurde und schrieb dazu: „Und das kam auch".

Angesichts der Aussagen Stenzels verschlage es ihm hingegen, wie er auch auf Twitter schrieb, die Sprache. (TT.com/APA)

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