Iraner stellen sich auf harte Zeiten ein

Teheran (AFP) - Mit der Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran will US-Präsident Donald Trump die Führung in Teheran zu einem Politikwec...

Teheran (AFP) - Mit der Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran will US-Präsident Donald Trump die Führung in Teheran zu einem Politikwechsel zwingen. Doch nach Ansicht vieler Iraner treffen die Handelsbeschränkungen weniger die Regierung als die allgemeine Bevölkerung. Während sich die politische Führung nach Verkündigung der neuen Sanktionen kämpferisch gibt, stellen sich viele Bürger auf harte Zeiten ein.

„Es wird schlimmer werden. Als einfache Bürger erwarten wir, dass die Preise weiter steigen“, sagt eine Hausfrau auf dem Markt von Tajrish im Norden Teherans, die wie die meisten Passanten ihren Namen nicht nennen will. Nach Angaben des iranischen Statistikamtes lag die Inflation zuletzt bei 51,4 Prozent, und bei den Lebensmittelpreisen erreichte die Teuerung sogar 85 Prozent.

Seit dem Ausstieg Trumps aus dem internationalen Atomabkommen im vergangenen Jahr und der Verhängung neuer Finanz- und Handelssanktionen sind die iranischen Ölexporte bereits stark eingebrochen, und die Währung hat drastisch an Wert verloren. Durch den Verfall des Rial haben sich Importe massiv verteuert, während die Inflation in die Höhe geschnellt ist.

Diese Woche nun kündigte die US-Regierung an, zunächst gewährte Ausnahmen bei den Sanktionen zu streichen. Insbesondere China, Indien und der Türkei drohen ab Mai Strafen, wenn sie weiter Öl aus dem Iran importieren. Der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh sagte, der Schritt werde „sich gegen die USA wenden“, doch viele Iraner erwarten weiteres Unheil.

„Die Einnahmen des Landes werden natürlich sinken, und vielleicht wird die Währung weiter fallen“, sagt ein 28-jähriger Lehrer. Viele Bürger seien unter dem Druck schon zusammengebrochen und viele weitere, die noch kämpften, würden wohl aufgeben, wenn sich die Situation verschlechtere. „Am Ende ist es das Volk, das leidet unter dem Druck“, sagt er.

„Sehen Sie, unser Einkommen ist begrenzt“, erklärt die 55-jährige Hausfrau in Tajrish. Seit der Rückkehr der Sanktionen im vergangenen Jahr gehe alles Geld, das sie sonst für Fleisch und Lebensmittel ausgebe, für die Miete drauf. Durch die Inflation hätten sich die Klassenunterschiede verschärft. „Heute gibt es nur noch Arm und Reich, nichts dazwischen“, sagt sie.

Im Markt von Tajrish drängen sich die Kunden an den Ständen für Obst und Gemüse, doch in den Sektionen für Kleidung, Keramik und Parfüm ist es deutlich leerer als gewöhnlich. „Ob die Sanktionen mich getroffen haben?“, fragt ein Händler unwirsch, der am Schaufenster Ausschau nach Kunden hält. „Auf welchem Planeten haben Sie denn die letzten Jahre gelebt?“

Importwaren sind für weite Teile der Bevölkerung unbezahlbar geworden und zum persischen Neujahr am 21. März mussten viele Iraner auf eine Urlaubsreise verzichten. „Die Situation ist schockierend“, sagte kürzlich der Chef des Verbands der Reiseagenturen, Amir Pujan Rafishad. „Die Nachfrage nach Reisen, ob ins In- oder Ausland, ist deutlich zurückgegangen.“

Die Führung gibt sich inzwischen unbeeindruckt. „Die Feinde haben schon oft vergeblich Maßnahmen gegen unsere große Nation und unsere Revolution ergriffen, doch sollen sie wissen, dass die Iraner niemals nachgeben werden“, sagte das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, am Mittwoch. Es sei „Wunschdenken“, wenn die USA glaubten, dass sie die iranischen Ölexporte stoppen könnten.