Mehrwert für Mensch und Tier in Hatting
Aufwändige Revitalisierungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet Gaisau eröffnen neue Lebensräume für Fische – und sorgen für besseren Hochwasserschutz.
Von Michael Domanig
Hatting –„Von dieser Lösung profitieren alle Beteiligten“, freut sich BM Dietmar Schöpf aus Hatting über ein erfolgreich abgeschlossenes Revitalisierungsprojekt in seiner Gemeinde: Bislang waren der Hattinger Bach und der Gießenbach durch Flussregulierungen weitgehend vom Inn abgetrennt. Nun aber wurden die Seitenarme durch Rück- und Umbauten wieder an den Hauptstrom angebunden – im Zuge der Initiative „der.inn“ und in Zusammenarbeit zwischen Land, Gemeinde, WWF, Tiroler Fischereiverband sowie der Stiftung „Blühendes Österreich“.
2015/16 gab es in Hatting Starkregenereignisse mit „irren Wassermengen in kurzer Zeit“, berichtet Schöpf. Die Entwässerung funktionierte nicht wie geplant, durch Rückstau gerieten Häuser unter Wasser. Also machte sich der Ortschef für eine Lösung stark, um den Wasserabfluss Richtung Inn zu optimieren: 2017 wurde zunächst der Gießen bis zur Bahn ausgebaggert und renaturiert. Heuer wurde nun ein altes Stauwehr am Hattinger Bach – ein Nadelöhr im Hochwasserfall – entfernt und zu einer Rampe umgebaut. Diese verbessert nicht nur den Wasserabfluss und somit den Hochwasserschutz fürs Dorf, sondern ist auch für Fische passierbar.
Die Arbeiten waren hochsensibel – schließlich erfolgten sie mitten im Naturschutzgebiet Gaisau, einem tirolweit bedeutsamen „Hotspot“ der Artenvielfalt.
LHStv. Josef Geisler lobt die „gemeinschaftlichen Bemühungen“ aller Systempartner. Unter dem Dach von „der.inn“ wurden seit 2008 schon 18 Revitalisierungsprojekte entlang der Tiroler Hauptschlagader umgesetzt. „Vor Jahrzehnten wurde der Inn hart begradigt und verbaut, heute weiß man, wie wichtig die Möglichkeit des Mäanderns und Ausbreitens auch für Hochwasserschutz ist“, so LHStv. Ingrid Felipe.
Durch menschliche Eingriffe seien Auwälder und Artenreichtum drastisch zurückgegangen, erklärt Hanna Simons vom WWF: In den 90er-Jahren gab es in der Gaisau z. B. noch 13 Fischarten, jetzt sind es nur noch zwei. Aber man sei „dabei, eine Trendumkehr zu bewirken“ und die Durchgängigkeit zwischen dem Inn und seinen Seitenarmen wiederherzustellen. Nun gebe es für Arten wie die bedrohte Inn-äsche oder die Koppe wieder die Chance, in die Gaisau hinaufzuziehen, sagt Landesobmann Andreas Bachler vom Tiroler Fischereiverband.
Die Gesamtkosten für die Revitalisierung in Hatting betragen 250.000 Euro, davon trägt die Stiftung „Blühendes Österreich“ 100.000 Euro.