Von Arzt bis Buchhalter: Wien will Flüchtlingen zu Jobs verhelfen

Wien (APA) - Wien will Flüchtlingen schnell zu Jobs verhelfen. Zielgruppe sind Menschen, die bereits in ihren Heimatländern in qualifizierte...

Wien (APA) - Wien will Flüchtlingen schnell zu Jobs verhelfen. Zielgruppe sind Menschen, die bereits in ihren Heimatländern in qualifizierten Berufen - zum Beispiel als Arzt oder Programmierer - tätig waren. Spezielle Kurse sollen helfen, dass sie ihrer Tätigkeit auch hier nachgehen können. Die Stadt nutzte den Medientermin am Freitag aber auch, um kräftig gegen die Integrationspolitik des Bundes auszuteilen.

Gebündelt sind die diversen Einzelmaßnahmen für Geflüchtete im Projekt „Core - Integration im Zentrum“, das mehr als 80 Initiativen umfasst und von Selbsthilfetechniken für traumatisierte Personen bis hin zu Freizeitangeboten unterschiedliche Bereiche abdeckt. Derzeit liegt ein Schwerpunkt allerdings auf dem Arbeitsmarkt und hier speziell auf den Sektoren Medizin, IT, Pflege und Buchhaltung.

Bei den Kursen geht es grundsätzlich darum, dass Teilnehmer mit dem nötigen Basis-Know-how ausgestattet werden, um erlernte Fähigkeiten hierzulande anwenden zu können. Dabei geht es etwa um den Erwerb berufsspezifischer Sprachkenntnisse, um etwa nötige Geschäftskorrespondenzen erledigen zu können, oder die Vorbereitung auf Zusatzprüfungen, um den Arztberuf in Österreich ausüben zu können. Angesprochen werden Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte. Bis dato wurden 105 Teilnehmer gezählt.

„Core steht für unser Bekenntnis, dass Integrationspolitik kein Almosenverteilen ist, sondern eine Hilfestellung, dass Menschen so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen können“, erklärte Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Die vier Berufsfelder seien insofern ausgewählt worden, als es hier einen Fachkräftemangel in der Stadt gebe.

Mit dem Ziel, Integration ab dem ersten Tag und auf Basis von Respekt und Empathie zu betreiben, sieht sich das rot-grüne Wien freilich als Gegenpol zu Türkis-Blau. „Das, was die Bundesregierung macht, ist, Integration zu torpedieren. Diese Bundesregierung macht aktive Desintegrationspolitik und zieht sich auch noch völlig aus der Verantwortung“, verwies Czernohorszky auf Kürzungen beim S, bei Unterstützungspersonal in Schulen oder anderen Integrationsmaßnahmen.

Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) schlug in dieselbe Kerbe und attestierte dem Bund, lediglich Probleme aufzuzeigen anstatt Lösungen anzubieten. Vielmehr würden durch Maßnahmen gar noch zusätzliche Schwierigkeiten geschaffen. Wenn man wolle, dass Zugewanderte hiesige Werte - also etwa, dass Arbeit wichtig und etwas wert sei - annehmen und erleben, dann seien 1,50-Euro-Jobs eine „Schande“ und „Beleidigung jeglicher Intelligenz“.

Kritik gab es vom Ressortchef einmal mehr auch an der am Donnerstag im Parlament beschlossenen Sozialhilfe, der Nachfolge-Regelung für die Mindestsicherung. Dass man Menschen aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse 300 Euro wegnehme und gleichzeitig von „Unterstützungsbonus“ spreche, sei „unerträglicher Zynismus“.

Das „Core“-Projekt selbst läuft bereits seit November 2016 und ist bis Ende Oktober 2019 mit insgesamt sechs Mio. Euro ausfinanziert, wobei 80 Prozent von der EU übernommen werden. Czernohorszky meinte, dass danach jene Einzelinitiativen, für die weiterhin Bedarf besteht - eine Evaluierung läuft gerade - aus Mitteln der Stadt weiterbezahlt würden. Beim Gesamtangebot von „Core“ wurden seit Gründung rund 14.000 Teilnahmen gezählt.

(S E R V I C E - https://www.refugees.wien/)