Crossing Europe - Murphys Gesetz gilt für türkische Staatsstreiche

Linz (APA) - Murphys Gesetz gilt auch für Staatsstreiche, erst recht für solche in der Türkei: Was schief gehen kann, geht schief. Der Spiel...

Linz (APA) - Murphys Gesetz gilt auch für Staatsstreiche, erst recht für solche in der Türkei: Was schief gehen kann, geht schief. Der Spielfilm „The Announcement“ von Mahmut Fazil Coskun, der im Rahmen des Linzer Filmfestivals Crossing Europe am 27. April Österreichpremiere feiert, ist eine beißende politische Satire, die skurrile Momente zelebriert und die Langsamkeit zum Stilmittel erhebt.

Eine Gruppe von Offizieren will putschen. Während die eigentlichen Geschehnisse in Ankara über die Bühne gehen, haben die Proponenten des Films die Aufgabe, Radio Istanbul zu übernehmen und den Staatsstreich zu verkünden. Die Handlung spielt in einer einzigen Nacht, jener auf den 22. Mai 1963. Und damals hatten Putschisten weder Smartphones noch GPS. Daher haben sie bei ihrer titelgebenden Radiodurchsage auch keinen blassen Schimmer, ob der Putsch tatsächlich geglückt ist.

Hinzu kommen große und kleine Widrigkeiten und Hoppalas, die sich aneinanderreihen: vom Platzregen über eine Verkehrsumleitung bis hin zu einem toten Taxilenker, der „entsorgt“ werden muss, und einem Verräter in den eigenen Reihen. Als man dann endlich im Radiogebäude drinnen ist, fehlt der Techniker - schließlich ist es schon mitten in der Nacht. Beim Putsch 1960 habe man das gleiche Problem gehabt, erinnert sich der Senderchef und macht sich mit den Militärs auf, den Techniker von zu Hause abzuholen. Das verläuft - erraten - alles andere als flott und stringent.

Der Film kokettiert mit den technischen Nicht-Möglichkeiten der 1960er und knüpft daran in Farbe und Ausstattung an: Alles ist fahl, die Räume verqualmt und bieder. Gespräche, Bewegungen und Körpersprache sind geprägt von Langsamkeit und Minimalismus - ebenso die Fortschritte der Putschisten.

„The Announcement“ ist der dritte Film von Mahmut Fazil Coskun, mit dem er einen treffenden Kommentar zur Geschichte, aber auch zur Gegenwart seines Heimatlandes Türkei abgeliefert hat. Bei Crossing Europe ist der türkisch-bulgarische Streifen in der Kategorie European Panorama Fiction zu sehen, erstmals gezeigt wurde er beim Venice International Film Festival 2018.

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