Crossing Europe - „The Souvenir“ als ruhige Beziehungsstudie
Linz (APA) - Ruhig gleitet die Geschichte von Julie und Anthony in zwei Stunden dahin, angesichts ihrer Tragik vielleicht zu ruhig? Die brit...
Linz (APA) - Ruhig gleitet die Geschichte von Julie und Anthony in zwei Stunden dahin, angesichts ihrer Tragik vielleicht zu ruhig? Die britische Regisseurin Joanna Hogg verfasste mit ihrem Werk „The Souvenir“, das Samstag beim Crossing Europe Filmfestival in Linz Österreichpremiere hatte, eine Beobachtungsstudie, in der quasi dokumentarisch festgehalten wird, was die Kamera sieht: Einen Lebensabschnitt.
Und dieser Abschnitt, in den die Regisseurin teilweise Elemente ihres Lebens hat einfließen lassen, ist eigentlich schnell erzählt. Im England der 1980er Jahre lernt die begabte, aus gut situiertem Hause stammende Filmstudentin Julie einen älteren Mann kennen und lieben. Die junge, schüchtern wirkende Frau - Honor Swinton Byrne, Tilda Swintons Tochter, brilliert mit ihrer Natürlichkeit in ihrer ersten Schauspielrolle - trifft bei einer Studentenparty auf den in feinen Zwirn gekleideten und selbstsicher auftretenden Anthony. Die beiden werden zunächst ein Paar, später zerbricht die Beziehung nicht am Altersunterschied, sondern an der Heroinabhängigkeit des Mannes.
Das genaue Beobachten des Miteinanders zieht einen immer mehr in diese traumatische Beziehung hinein. Wenn Anthony so ganz nebenbei Julie die Rechnung über den Tisch schiebt und sie diese genauso nebenbei selbstverständlich begleicht, schöpft man den ersten Verdacht, dass bei dem smarten Herren etwas nicht stimmt.
Doch bis zur tödlichen Überdosis wird das Hin- und Hergerissensein der 24-Jährigen gezeigt, die auf einmal einen weinenden Partner in Armen hält oder ihn vor die Tür setzt. Diese Zerrissenheit der Gefühle wird aber stets mit der emotionalen Distanz eines Beobachters dargestellt. Es sind Charakterstudien, die durch ein Heranzoomen an die Protagonisten, durch Einfangen der Mimik und Gestik, alles sagen. Tom Burke verleiht Anthony eine derart raue Authentizität, die doch erschüttert. Dennoch wünscht man sich zwischendurch von den Partnern ein Mehr an Herausgehen aus sich selbst, die Unaufgeregtheit des Filmens regt einen zuweilen auf.
Doch Hogg stellt diese Beziehung eben nur als eine Sequenz im Leben von Julie dar. Aus dieser Phase geht die Studentin trotz oder wegen aller Dramatik gestärkt hervor. Nur so kann Julie nach dem Überbringen der Todesnachricht von Anthony ihrer bitterlich weinenden Mutter, gespielt von ihrer eigenen Mutter Tilda Swinton, tröstend über den Rücken streichen. Das Leben geht weiter, für Teil zwei dreht Hogg gerade in New York.