Zensur

Vor Tiananmen-Jahrestag: China sperrt Wikipedia in allen Sprachen

Ein Demonstrant stellt sich den Panzern entgegen: Das Bild vom Tiananmen-Platz ging 1989 um die Welt. Hunderte Menschen starben, als die Soldaten das Feuer auf die Demonstranten eröffnete.
© Reuters/Stringer

In drei Wochen jährt sich zum 30. Mal das Tiananmen-Massaker. Bis heute verschweigt die chinesische Regierung die wahre Zahl der Opfer. Kurz vor dem Jahrestag wurde die Online-Enzyklopädie Wikipedia komplett gesperrt.

Peking – Vor dem 30. Jahrestag des Pekinger Tiananmen-Massakers haben chinesische Zensoren die Online-Enzyklopädie Wikipedia komplett gesperrt. Die Website war am Mittwoch in China nicht abrufbar. Die Sperre in sämtlichen Sprachen sei schon Ende April erfolgt, bestätigte Wikipedia laut BBC-Angaben. Zuvor waren in China bereits Artikel auf Chinesisch gesperrt.

Die Regierung in Peking kontrolliert das Internet mit zunehmender Härte. Gesperrt ist etwa die Suchmaschine Google. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube und WhatsApp sind geblockt – ebenso Nachrichtenseiten der New York Times, des Wall Street Journal und aus Sicht der Zensoren politisch heikle oder chinakritische Webseiten.

Das Wikipedia-Logo.
© Wikipedia

Wer die Blockaden umgehen will, braucht einen VPN-Tunnel (Virtual Private Network). Vor allem vor wichtigen politischen Ereignissen oder für die Regierung heiklen Gedenktagen gehen die Behörden jedoch stärker gegen solche geschützte Verbindungen vor, indem sie diese massiv stören.

Hunderte Demonstranten getötet

In drei Wochen jährt sich zum 30. Mal das Tiananmen-Massaker. Im Frühjahr 1989 hatten sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) in Peking über Wochen hinweg Demonstranten versammelt und politische Reformen von der kommunistischen Führung gefordert. In der Nacht zum 4. Juni 1989 rollten Panzer an.

Soldaten eröffneten das Feuer auf die Demonstranten. Bis heute verschweigt die chinesische Regierung die wahre Zahl der Opfer. Es dürften jedoch mehrere hundert Tote gewesen sein. Tausende Demonstranten landeten in Gefängnissen oder Arbeitslagern. China ist auch heute noch eine Ein-Parteien-Diktatur. (APA/dpa)