Regierungskrise - Deutsche Pressestimmen zu Strache-Video

Wien (APA) - Deutsche Tageszeitungen kommentieren das am Freitag publik gewordene Video, in dem Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Str...

Wien (APA) - Deutsche Tageszeitungen kommentieren das am Freitag publik gewordene Video, in dem Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache unter anderem Staatsaufträge für Parteispenden an die FPÖ in Aussicht stellt, am Samstag wie folgt:

„Süddeutsche“ (München):

„Der Abend im Juli 2017 veranschaulicht, was Strache bewegt, und wo er sich selbst sieht: ganz oben. Er wünscht sich nicht nur eine Rolle wie die von Viktor Orbán in Ungarn - also nur noch umgeben von kuschenden, willigen Medien. Strache stilisiert sich aus als weltläufigen Mann, der bestens vernetzt ist und erklären kann, wie die Welt wirklich funktioniert. (...) Straches Bedürfnis nach Anerkennung ist Antrieb und Schwäche zugleich - es treibt ihn an, immer mehr zu wollen, führt aber auch zu maßloser Prahlerei. Aufgewachsen als einziges Kind einer alleinerziehenden Wienerin sucht der junge Heinz-Christian vor allem nach männlichen Vorbildern.“

„Spiegel“ (Hamburg):

„Sollte Strache von sich aus gehen, könnte er dadurch möglicherweise das schwarz-blaue Bündnis retten und einen Neuanfang ermöglichen. Sollte aber (Bundeskanzler Sebastian, Anm.) Kurz Strache tatsächlich aus der Regierung werfen, wäre dies wohl das Ende für die Koalition - wenige Tage vor der Europawahl. Oder es passiert gar nichts? Auch möglich, allerdings nicht wahrscheinlich.“

„Handelsblatt“ (Düsseldorf):

„Die Veröffentlichung des heimlich gedrehten Videos durch den „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ wird die politische Karriere des einst in jungen Jahren als Neonazi in Deutschland verhafteten Strache beenden. Der gelernte Zahntechniker, der einst bei Jörg Haider in die politische Lehre ging, hat sich als stellvertretender Bundeskanzler in Österreich endgültig untragbar gemacht. An seinen Rücktritt führt in einer funktionierenden Demokratie zwangsläufig kein Weg vorbei.“

„Welt“ (Berlin):

„Kurz befindet sich zum ersten Mal in seiner politischen Laufbahn tief in der Krise - jetzt muss er zeigen, was er kann. Kurz weiß genau: Wenn er jetzt einen Fehler macht, kann ihn das schon bald die Kanzlerschaft kosten und womöglich das Ende seiner kometenhaften Karriere bedeuten. Andererseits steht Kurz aber auch vor der Frage: Kann er vielleicht von der neuen Situation profitieren?“

~ WEB http://www.fpoe.at ~ APA080 2019-05-18/10:29