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Crowdinvesting-Anbieter bringt Betriebe an die Börse

Die Rocket Holding will schon bald KMU und Anleger unkompliziert vernetzen.
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Die Rockets Gruppe ist mit 38 Prozent größter Crowdinvesting-Anbieter Österreichs und unterstützt KMU, die einen Börsegang planen.

Innsbruck, Graz –Es müssen ja nicht immer die ganz großen Unternehmen sein; seit Mitte Jänner können an der Wiener Börse im Marktsegment „direct market plus“ für kleine und mittlere Unternehmen Aktien von in- und ausländischen Unternehmen gehandelt werden. Eben darin sieht auch Wolfgang Deutschmann von der Rockets Holding eine neue Möglichkeit. Er will einerseits Unternehmen finanzieren, aber auch Kleinanlegern die Möglichkeit geben, unkompliziert Aktien dieser KMU kaufen zu können. So soll auch der kleine Betrieb von nebenan zu Geld kommen. Investitionen von Anlegern sind bereits ab 250 Euro möglich. Die Renditen sollen zwischen 6,5 Prozent und 7 Prozent liegen, sagt Deutschmann.Im August soll das Projekt anlaufen. Investoren sollen dadurch mit KMU über echte Wertpapiere verbunden werden. Dabei übernimmt die Rockets Holding technisch, rechtlich und bei der Information und Kommunikation wesentliche Kerndienstleistungen für Unternehmen, die eine Emission planen.

„Wer mit einem Sparbuch spart, macht durch die niedrigen Sparzinsen Verluste.“ Wolfgang Deutschmann (Rockets Gruppe)
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„Wer mit einem Sparbuch spart, macht durch die niedrigen Sparzinsen Verluste“, sagt Deutschmann. Deshalb rät er zu alternativen Finanzprodukten. „Wir wollen eine Schnittstelle sein zwischen KMU und Anlegern.“

Begonnen haben Deutschmann und sein Schulkollege Peter Garber mit den Finanzierungsgeschäften gleich nach der HTL. Schon in der Schule habe sie Finanzierung mehr interessiert als die technische Umsetzung von Projekten. Seit neun Jahren ist Wolfgang Deutschmann nun selbstständig. Zusammen mit Peter Garber hat er 2013 die erste Plattform gegründet, um einen Beitrag zu leisten, dass ökologisch ausgerichtete Zukunftsideen von Start-ups mit finanzieller Unterstützung von Crowdinvestoren durchstarten können. Das KMU-Segment der Wiener Börse, das heimischen Unternehmen einen einfachen und kostengünstigen Börsenzugang bieten will, kommt den beiden gelegen. Denn es muss jedenfalls gewährleistet sein, dass ein Aktien-Handel stattfinden kann. Das Segment biete den idealen Startplatz, um sich dann Schritt für Schritt am Kapitalmarkt weiterzuentwickeln, erklärte etwa Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, zum Marktstart. Um zum „direct market“ zugelassen zu werden, muss ein Unternehmen eine Aktiengesellschaft (AG) sein und einen gewissen Streubesitz aufweisen. Beim „direct market plus“ kommen weitere Voraussetzungen dazu, unter anderem ein veröffentlichter Jahresabschluss, ein Halbjahresbericht, die Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders im Internet und Begleitung des Unternehmens durch einen Capital Market Coach.

Die gesetzlichen Voraussetzungen für das KMU-Marktsegment wurden im Vorjahr durch eine Änderung des Aktiengesetzes geschaffen, die den Handel mit Inhaberaktien am Dritten Markt der Wiener Börse ermöglichte. Ziel ist generell, die Kapitalbeschaffung für kleine und mittlere Unternehmen zu erleichtern.

Das will auch die Rockets Holding. 86 Innovationsprojekte haben Crowdinvestoren bereits erfolgreich finanziert, vergangenen Juni wurde die Schwelle von 25 Mio. Euro überschritten, Crowdfunding dürfte bei Unternehmen und Anlegern also endgültig angekommen sein. Nicht nur die Änderung des Aktiengesetzes, auch eine Novelle zum Alternativfinanzierungsgesetz ließ die Rockets Gruppe profitieren. Diese konnte dadurch ihr Geschäftsfeld auf Großunternehmen und Finanzierungsangebote mit einer Obergrenze von bis zu zwei Mio. Euro ausweiten.

An die 20.000 registrierte Investoren nutzen die Finanzierungsangebote der Rockets Plattformen (Green Rocket, Home Rocket, Lion Rocket). Die Rockets Holding beschäftigt 16 Mitarbeiter in Österreich und in Deutschland. (ver)