Neuwahl - Schalko: „Höhepunkt einer permanenten Beschädigung“

Wien (APA) - Die APA hat Kulturschaffende um Reaktionen zum Ende der türkis-blauen Regierung nach Auftauchen der Ibiza-Videos gebeten. Im Fo...

Wien (APA) - Die APA hat Kulturschaffende um Reaktionen zum Ende der türkis-blauen Regierung nach Auftauchen der Ibiza-Videos gebeten. Im Folgenden einige Antworten.

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Schauspieler Erwin Steinhauer:

„Ich habe mir von den ‚Führern‘ der Freiheitlichen nie etwas anderes erwartet. Darum bin weder enttäuscht, noch überrascht!“

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Schriftstellerin Marlene Streeruwitz:

„Natürlich hätte der BVT Strache und Gudenus beobachten sollen, die autokratische Herrschaft anstrebten und damit jeden Augenblick ihren Schwur brachen, den sie auf die demokratische Verfassung geleistet hatten. Und natürlich zeigen sich viele der Vorgänge seit der Regierungsbildung nun erst wirklich im rechten Licht. Und natürlich sind nun alle, die da regierten, nicht mehr glaubwürdig. Der Mißbrauch des Vertrauens in einer Koalition. Das ist wie Gewalt in der Familie. Da sind alle betroffen und da müssen alle mit dem Trauma fertig werden. Regieren. Demokratisch regieren können da nur andere.“

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Autor und Regisseur David Schalko:

„Egal wem wir dieses Video aus welchen Motiven zu verdanken haben, eines scheint sicher: Es hat es sehr viel Schaden abgewendet. Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können - denn zu deutlich war in den letzten Wochen spürbar, wohin die Reise gehen soll. (...) Die FPÖ hat wohl endgültig bewiesen, dass sie nicht regierungsfähig ist. Und dass sie es auch niemals sein wird. Sie ist in ihrem tiefsten Wesen totalitär veranlagt, nationalsozialistisch zersetzt, korrupt und vor allem grenzwertig dumm. Das Video ist der Höhepunkt einer permanenten Beschädigung und Entwürdigung politischer Ämter. Und es zeigt auf sehr klare Weise, wie diese Partei systematisch tickt. Das war keine besoffene Geschichte. Denn viele Dinge, die hier besprochen wurden, haben eine Entsprechung in der begonnen Umsetzung. Wie hätte diese Republik wohl in drei Jahren ausgesehen? (...) Fakt ist: Kurz hat die FPÖ aktiv in die Regierung eingeladen und sich inhaltlich beinahe deckungsgleich angenähert. Er musste nicht schlucken, sondern er ist Erfüllungsgehilfe einer rechten Ideologie geworden, weil er merkte, dass sie beim Wähler funktioniert. (...) Es ist auf jeden Fall gut, dass diese Art der Veränderung vorbei ist. Denn wir wollen nicht in einem Staat leben, für den man sich täglich schämen muss, in dem über Grundrechte diskutiert wird und in dem Politiker regieren, die bereit sind, die Republik an Oligarchen zu verscherbeln. Es ist ein reiches Land, dem es besser geht als dem Großteil der Welt. Wir haben es nicht nötig, uns in diese dunkle Spirale zu begeben.“

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Autor und IG Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss:

„Die Warnung, dass man politische Hasardeure nicht in Regierungsämter hieven darf, hat sich jetzt auf eine apokalyptische Weise bestätigt. Die Politik und Österreich haben ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Der Vertrauensverlust für beide ist noch gar nicht abzuschätzen. (...) Man kann sich nur schämen, dass man in einem Land lebt, in dem sich ein solches Denken hinter höchsten Staatsämtern verbirgt. (...) Ein gründlicher Neuanfang ist nötig. Die Rücktritte und die Auflösung der Regierung können nur ein Anfang sein. Mit Nationalisten und Populisten kann man nicht arbeiten. (...) Wer von den FPÖ-Ministern im Sinn der Äußerungen des Ibiza-Videos gehandelt hat oder handelt, kann niemand sagen. Ein schlimmerer Generalverdacht gegen Politik kann gar nicht bestehen. Die Minister der FPÖ sollten daher sofort gehen. (...) Es rächt sich, dass politischer Diskurs durch PR ersetzt wurde. Es muss ab sofort geredet werden, mit allen, denen die Demokratie etwas wert ist, auch wenn das noch so unbequem und aufwendig sein mag. Es ist noch viel unbequemer und aufwendiger, den Schaden wieder gutzumachen, der jetzt eingetreten ist. Den kann man durch keine Image-Werbung wieder geradebiegen.“