EU-Wahl - Zehntausende demonstrieren gegen Nationalismus in Europa
Wien (APA/AFP/dpa) - Eine Woche vor der EU-Wahl haben am Sonntag Zehntausende Menschen in Europa gegen Nationalismus demonstriert. In Wien d...
Wien (APA/AFP/dpa) - Eine Woche vor der EU-Wahl haben am Sonntag Zehntausende Menschen in Europa gegen Nationalismus demonstriert. In Wien demonstrierten laut Veranstaltern 6.500 Menschen, Demos gab es auch in Steyr und Feldkirch. Laut Veranstaltern gingen in Deutschland in sieben Großstädten insgesamt über 150.000 Menschen unter dem Motto „Ein Europa für alle - Deine Stimme gegen Nationalismus“ auf die Straße.
Zu den Protesten aufgerufen hatte das Bündnis „Ein Europa für alle“, dem mehr als 400 Initiativen angehören. Thema bei der Demonstration in Wien war natürlich auch die kommende Neuwahl sowie das Ibiza-Video von Heinz-Christian Strache (FPÖ), der am Samstag zurückgetreten ist. Die Teilnehmer riefen dazu auf, am kommenden Sonntag bei der Europawahl teilzunehmen, „erheben wir gemeinsam unsere Stimmen und gehen wählen“, hieß es.
Laut Polizei nahmen 2.500 Menschen teil, die Kundgebung war ruhig und friedlich, hieß es gegenüber der APA. Die Veranstalter sprachen von über 6.000 Teilnehmern. Mehr den je gehe es um „unsere Zukunft“, sagten die Veranstalter bei der Auftaktkundgebung am Christian-Broda-Platz. Gegen 15.00 Uhr zogen die Demonstranten über die Mariahilfer Straße Richtung Innenstadt, die Schlusskundgebung soll am Heldenplatz stattfinden.
„Aufstehen für ein freies und demokratisches Europa“, war das Motto der Demonstranten. Sie verlangten außerdem den Rücktritt sämtlicher FPÖ-Minister. Die Forderung „raus mit ihnen aus den Ministerien“ wurde mit lautstarkem Applaus begegnet. Wie schon bei den Demonstrationen am Samstag beim Ballhausplatz wurde das alten Partisanenlied „Bella Ciao“ in „Basti Ciao“ umgetextet und skandiert.
„Für uns zeigt sich, dass es notwendig ist, dass sich die Menschen zusammenschließen. Wir brauchen eine Europäische Union, die fit ist, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden“, betonte Maria Mayrhofer, die Geschäftsführerin der Plattform „Aufstehn.at“, die die Demonstration in Wien organisierte. Dass europaweit so viele Menschen für ein solidarischeres, ein sozialeres und ein ökologischeres Europa auf die Straße gehen, sei ein großer Erfolg für die Zivilgesellschaft, so Mayrhofer gegenüber der APA.
„Achtzig Prozent der Umweltschutzgesetze werden im EU-Parlament beschlossen. Es liegt in unseren Händen, am 26. Mai ein gerechtes, ökologisches und unabhängiges Europa zu wählen“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit laut Aussendung. „Derzeit versuchen Politiker auf der ganzen Welt, die Gesellschaft zu spalten und Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Sie setzen dabei auf unser Schweigen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Stimmen erheben: für ein starkes Europaparlament, das sich für Menschenrechte einsetzt“, betonte Fotis Filippou, Kampagnendirektor für Europa bei Amnesty International, in einer Aussendung.
In mehreren europäischen Städten gingen die Menschen auf die Straße, um ein Zeichen gegen Nationalismus zu setzen. In Köln demonstrierten 45.000 Menschen, in Berlin gab es 20.000 Demonstranten. In München gingen etwa 20.000 Menschen auf die Straße, in Frankfurt waren es rund 16.000, in Hamburg etwa 15.000, wie das Bündnis mitteilte. In Stuttgart wurden demnach gut 12.000 Demonstranten gezählt und in Leipzig 10.000.
In Polen gab es kleinere Kundgebungen unter dem Motto „Schicksal der Frauen, Stimme der Frauen“ in Städten wie Warschau, Krakau und Breslau. Die Organisation Akcja Demokracja wollte damit nach eigenen Angaben vor der Europawahl darauf aufmerksam machen, dass gemeinsame Werte wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit in Polen und Europa bedroht seien.
In Schweden gingen einige Hundert Menschen mit der Parole „Ett Europa För Alla“ auf die Straße. In Stockholm kamen bei trübem Wetter etwa 250 Teilnehmer zusammen, in Göteborg und Malmö jeweils rund 150, wie ein Sprecher der Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur sagte. Aktionen gab es auch in Frankreich, Großbritannien und Bulgarien.