Neuwahl – Strache-Rücktritt am Sonntag auch im russischen Fernsehen

Moskau (APA) - Auch die zwei wichtigsten Fernseh-Politmagazine Russlands haben sich am Sonntagabend mit dem Rücktritt von Vizekanzler Heinz-...

Moskau (APA) - Auch die zwei wichtigsten Fernseh-Politmagazine Russlands haben sich am Sonntagabend mit dem Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) beschäftigt: Sowohl „Nachrichten der Woche mit Dmitri Kisseljow“ auf Rossija 1 als auch „Der Wochenüberblick mit Irada Sejnalowa“ auf NTW sahen die österreichischen Vorkommnisse dabei im Zusammenhang mit den bevorstehenden Europaparlamentswahlen.

Von einer „großen politischen Provokation in Österreich“ sprach der berüchtigte Moderator Kisseljow am Beginn seiner sonntäglichen Sendung im russischen Staatsfernsehen und bezeichnete den „spektakulären Rücktritt des Vizekanzlers“ als einen massiven Schlag gegen Euroskeptiker vor den Wahlen zum europäischen Parlament.

Eine Korrespondentin setzte von einer Demonstration des italienischen Innenministers Matteo Salvini fort, der am Samstag Vertreter rechter Parteien aus der ganzen EU auf den Mailänder Domplatz geladen hatte: „Den ultrarechten Parteien hat nicht nur das Wetter hineingepfuscht. Auf der Bühne standen nur zehn und nicht elf Delegationen: Österreichs Vizekanzler Strache ist zwei Stunden vor dieser Demonstration im Zusammenhang mit einem spektakulären Skandal zurückgetreten“, sagte sie.

Russische Gelder und ein russisches Mädchen seien Ingredienzien, die den Wahlkampf einer der populärsten Parteien sowie die Karriere eines einflussreichen österreichischen Politikers nicht nur vergiften, sondern versenken können, erläuterte sie. Die Journalistin sprach auch von Problemen für den Ruf Österreichs, das ein enger Freund Russlands sei.

Auf dem in Auszügen veröffentlichten Video habe Heinz-Christian Strache die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung des Wahlkampfs im Austausch gegen lukrative Aufträge besprochen, schilderte die Korrespondentin. „Das Gespräch ist dabei ganz gewöhnlich, so etwas kommt in Wahlkampfzeiten vor. Die Qualität der Aufnahmen hat hingegen Hollywood-Qualität, hier waren offensichtlich Geheimdienste am Werk“, sagte sie.

Neben Kisseljow interpretierte am Sonntagabend aber auch Irada Sejnalowa in ihrem Magazin auf dem Gazprom-Sender NTW die österreichische Causa im Zusammenhang mit den Europaparlamentswahlen, auch hier berichte ein Korrespondent direkt von Salvinis Demonstration in Mailand. Rechte, nationale, populistische und patriotische Parteien hätten noch nie derart viel Unterstützung gehabt, hieß es aus dem Off, und die Wähler störe es keinesfalls, dass diese Parteien mehrheitlich für eine Annäherung an Russland und die Abschaffung der Sanktionen eintreten würden. „Das regt aber manche Politiker auf, die hinter dem Erfolg der Gegner einer europäischen Integration eine russische Einmischung sehen“, wurde betont.

Obwohl seine Gesprächspartnerin auf Ibiza eine Staatsbürgerin von Lettland und er besoffen gewesen sei und fast nicht verstanden habe, was sie gesagt habe, habe Strache seine Schlüsse aus bisherigen Skandalen mit russischen Bezügen gezogen und sei zurückgetreten, referierte in der Folge Sejnalowa. Dabei seien Russen in dieser Causa gar nicht gefunden worden, sie würden für sich selbst ja keine derartigen Skandale organisieren, begründete die Moderatorin. „In Österreich wurde das alles bereits aber als Versuch eines Umsturzes unter russischer Flagge interpretiert. Wer das alles organisiert und mit versteckter Kamera gefilmt hat, wird dabei nicht erklärt. Aber Kanzler Kurz hat bereits vorgezogene Neuwahlen angekündigt“, schilderte Sejnalowa.

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