Hitzewelle

37,5 Grad in Imst: Rekord-Juni lässt Tirol schwitzen

Besonders für Bauarbeiter sind die Bedingungen dieser Tage alles andere als optimal. Sie müssen dicke Handschuhe tragen, damit sie Bauteile und Werkzeug aus Metall überhaupt anfassen können – denn diese glühen beinahe.
© Rudy De Moor

Medizinische Notfälle aufgrund der Hitze gab es in Tirol bisher kaum. Besonders gefährlich für die Menschen sind laut Medizinern Sonnenstiche.

Von Benedikt Mair

Innsbruck – Lang gehalten hat er nicht. Der erst am Dienstag in Innsbruck gemessene neue Tiroler Hitze-Rekord für den Monat Juni wurde gestern überboten. Kurz nach 15 Uhr notierten die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Imst eine Temperatur von 37,5 Grad Celsius.

„Der Mittwoch war sicher der wärmste Tag der Woche“, weiß ZAMG-Experte Christoph Zingerle. „Heute kühlt es ab dem Nachmittag etwas ab. Es ist mit Starkregen, Hagel und Sturmböen zu rechnen.“ Wo im Land Gewitter niedergehen würden, ließe sich noch nicht endgültig einschätzen, betont Zingerle. „Am Samstag und Sonntag wird es dann wieder beständiger und sommerlich heiß.“

Die negativen Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit der Bevölkerung halten sich bisher in Grenzen. Laut Leitstelle Tirol gab es gestern nur einen Einsatz, der auf die hohen Temperaturen zurückzuführen war. Anders ist es in der Klinik in Innsbruck. „Wir haben merkbar mehr Patienten“, sagte Alexandra Kofler, ärztliche Direktorin, am Mittwoch zur APA. Allen voran ältere Menschen, die zu wenig getrunken hätten, würden in die Notaufnahme kommen. Dennoch würden die Kapazitäten vorerst ausreichen.

Etwas relativiert wird diese Aussage von Frank Hartig, dem leitenden Oberarzt der internistischen Notaufnahme der Innsbrucker Klinik. Er sagte gegenüber der TT: „Unserer bisherigen Erfahrung nach kommen die Leute erst nach 14 Hitzetagen scharenweise in die Notaufnahme. Beobachtungen in aller Welt bestätigen das.“ Über den Grund dafür ließen sich nur Theorien aufstellen, sagt Hartig. „Wenn es ein paar Tage heiß ist, dann passt man sich an und ist vorsichtig, bleibt vielleicht eher im Schatten oder zu Hause. Irgendwann stellt sich ein Gewöhnungseffekt ein, die Leute werden leichtsinniger.“

Gefährlicher als die reine Hitze sei die Sonneneinstrahlung: „Wir haben in einer Sommersaison grob geschätzt zirka 300 hitzebedingte Notfälle. Allein ein Drittel davon sind Sonnenstiche. Pro Jahr sterben in Tirol zwei bis drei Menschen an den Folgen eines solchen.“ Betroffen seien laut dem Mediziner besonders häufig Sportler, Arbeiter, Polizisten, „eben alle, die lange der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind und oft nicht daran denken, ihren Kopf richtig zu schützen“. Symptome für einen Sonnenstich sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zum Erbrechen oder Sehstörungen. Die Bedeckung des Kopfes und auch des Nackens sei die beste Methode, um vorzubeugen, rät Hartig.

Nicht nur der Mensch, sondern auch Infrastruktur kann durch die Hitze Schaden nehmen. In Deutschland ist laut Medienberichten in den vergangenen Tagen bei zahlreichen Straßen der Belag aufgebrochen. Dass das auch hierzulande passiert, ist laut Alexandra Vucsina-Valla von der Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag aber mehr als unwahrscheinlich: „Durchschnittlich haben wir österreichweit jährlich zwischen zehn und 20 Hitzeschäden auf unseren Straßen. Tirol ist davon am wenigsten betroffen.“

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