Musik

Ein Tastenfest in Schwarz-Weiß

Es war ein „Herzensprojekt“ von Norbert Zehm, die Geschichte der Tasteninstrumente zu würdigen und dabei Cembalo und Klavier gegenüberzustellen.
© Larl

Eingebettet in Temperament von Ravel und Bartók, präsentierte der Tiroler Komponist Norbert Zehm im letzten Symphoniekonzert sein neues großes Werk.

Von Ursula Strohal

Innsbruck –Norbert Zehm inmitten seines musikalischen Equipments ist ein bekanntes Stillleben und die Frage nur, was der Komponist zum Leben erweckt. Knappe Antwort im Juni-Symphoniekonzert: alles. Alles, was ihm als Pianist unter die Finger kommt, Klavier, Orgel, Cembalo, Toy Piano, Synthesizer und weiterer elektronisch manipulierbarer Sound.

Zehm präsentierte die Uraufführung seines vom Tiroler Symphonieorchester Innsbruck beauftragten Werkes „Rhapsodie in Schwarz-Weiß“ und holte sich dafür Tasten-Alleskönner Michael Schöch, der mit ihm zwischen den Instrumenten wechselte.

Der Beginn aber gehörte dem Orchester mit zentralem Fagott, und man war ganz bei Zehms pulsierenden Patterns. Sie treiben, bis Phasenverschiebungen und Überlagerungen den Weg frei machen für neue Ereignisse.

Im großen Ganzen entstehen Abschnitte. Fragmente durchwandern fast unmerklich Instrumentengruppen. Es kommt zu solistischen Begegnungen im Orchester, zu Erweiterung und Verengung von Motiven. Orgel und Klavier setzen sich in den Sound. Das Klavier gibt eine fast romantische kleine Melodie vor, die in die hohen Streicher wandert. Die Orgel zitiert durch ihren Klang ihre Funktionsweise, das Cembalo seine besten Zeiten. Schlagwerk setzt Pointen, das Spielzeug klimpert ein bisschen, elektronische Sounds und Rhythmen malen Hintergründe, drängen oder schmeicheln sich zwischen die akustischen Instrumentenfarben.

Am Ende, nach dem Zitat und der Variation von „Innsbruck, ich muss dich lassen“ durch die Orgel (Maximilian-Jahr 2019), intensiviert sich wieder Zehms typischer Minimalismus hin zum Beginn. Als Zugabe spendierte der gefeierte Zehm mit Schöch noch sein Clockwork-Stück.

Zehms Werk war großzügig eingebettet. Zu Beginn versprühte das Orchester mit Maurice Ravels Orchesterversion seines Klavierstücks „Alborada del gracioso“ Farbe und Temperament. Und bescherte dann anhand von Béla Bartóks „Konzert für Orchester“ ein virtuoses Finale.

Am Pult stand Karen Kamensek und faszinierte zunehmend. Mit deutlicher, verlässlicher Zeichengebung führte sie durch den anspruchsvollen Bartók, als hätte sie Routine zu erledigen. Was sie erarbeitet hatte an Präzision, Emotion, lebendiger Ausdruckskraft und Spiel mit der Spannung, war großartig. Das Orchester würdigte die Zusammenarbeit mit besten Einzelleistungen und kollektiver Ausstrahlung.

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