Tirol

Zeitzeugin Evelyn Haim-Swarovski: „Sonst red‘ ich ja nicht viel“

Evelyn Haim-Swarovski im Gespräch mit Bernhard Aichner – bodenständig und erheiternd.
© Thomas Boehm / TT

Evelyn Haim-Swarovski war die zehnte Frau der „Zeitzeugen“-Gespräche. Trotz Müdigkeit nach ihrem 25. Dressur-Turnier hatte sie viel zu erzählen und auch Lacher auf ihrer Seite.

Von Sabine Hochschwarzer

Innsbruck –„Wissen Sie, ich red’ ja sonst eigentlich nicht so viel“, sagt Evelyn Haim-Swarovski. Erstaunt sei sie zunächst gewesen, dass man sie als Gesprächspartnerin zur „Zeitzeugen“-Reihe von Land Tirol, ORF Tirol und Tiroler Tageszeitung geladen habe. Mit den ersten Sätzen am Montag im Haus der Musik blüht die 64-Jährige vor rund 200 Zuschauern in ihrer Rolle aber bereits auf.

Haim-Swarovski, geboren 1954, als 47. von 48 Urenkeln des Firmengründers Daniel Swarovski, erzählt gerne und hat auch was zu sagen. Wenn es etwa um Verantwortung geht. Zum einen für ihre Tiere, allen voran die 60 Pferde auf dem Schindlhof in Fritzens, die sie täglich füttert, die sie mit zur Welt bringt und am Lebensabend begleitet. „In der Schule habe ich eine Ehrenrunde gedreht, weil mir die Pferde wichtiger waren“, sagt sie. Zum anderen aber auch als Gesellschafterin des Wattener Familienunternehmens: „Jeder hat Mitverantwortung. Meine Rolle ist, einen sinnvollen Blick von außen zu geben, aus der Vogelperspektive.“

Bernhard Aichner (Autor), Patrizia Zoller-Frischauf (LR Wirtschaft), Georg Laich (ORF Tirol), Silvia Lieb (Moser Holding) und Haim-Swarovski.
© Thomas Boehm / TT

Die Fritzenerin galoppiert weiter durch den Abend, Moderator Bernhard Aichner lässt die Zügel locker. Jedes Stichwort ist Beginn einer weiteren Erzählung – von der Rotbuche vor dem Fenster, unter der sie als Schülerin immer auf den Bus gewartet habe, bis hin zur ersten Kristall-Maus, die aus Lustern entstand und über einen Kiosk am Fernpass den weltweiten Erfolg von Swarovski als Marke begründete.

Eine Episode war etwa auch die erste Begegnung mit ihrem heutigen Ehemann Klaus. Zur Faschingszeit in Weer rund um eine Weibermühle hatte sie ihn erstmals getroffen und sich als „Moidi vom Vögelsberg“ vorgestellt. Haim-Swarovski lacht. Ob Klaus denn die große Liebe ihres Lebens sei, fragt Autor Aichner. „Ja, soll ich ihm jetzt um den Hals fallen?“, antwortet die zweifache Mutter (Maximilian, Marie) erheiternd nüchtern. Ein weiterer Beweis an Bodenständigkeit: Die standesamtliche Trauung wurde erst tags zuvor spontan beschlossen: „Es waren grad alle meine Geschwister da.“

Haim-Swarovski trabt weiter. Trotz Müdigkeit nach dem 25. Dressur-Turnier auf dem Schindlhof, das eben erst zu Ende ging. Mit 6000 Zuschauern war es einmal mehr ein großer Erfolg. „Mit dem Hundskopf, dem Bettelwurf, dem Halltal im Hintergrund, einem blauen Himmel und Sonnenschein in unserem wunderschönen Land Tirol“, schwärmt sie. Aufgrund einer Verletzung ihres Pferdes habe sie selbst nicht mitreiten können, Schluss soll mit der sportlichen Karriere aber noch lange nicht sein, Leistungssport halte fit, sagt sie. Idee ist, eine Senioren-Klasse zu initiieren: „Die Queen ist mein Vorbild. Sie ist 94.“

Nachzuhören gibt es das „Zeitzeugen“-Gespräch am 14. Juli in der Radio-Tirol-Sendung „Trommelfell“, nachzulesen in der „Zeitzeugen“-Buchreihe – die ab Spätherbst im Buchhandel erhältlich ist.