Zweiter Weltkrieg

Seoul löst japanischen Fonds für Zwangsprostituierte auf

Südkoreas Präsident Moon Jae-in.
© AFP

Weil Japan keine Verantwortung für den systematischen Missbrauch von Frauen im Zweiten Weltkrieg übernahm, löst die südkoranische Regierung einen Fonds auf.

Seoul, Tokio – Die Regierung in Südkorea hat eine japanische Stiftung zur Entschädigung von einstigen südkoreanischen Sexsklavinnen im Zweiten Weltkrieg aufgelöst. Ein Behördenvertreter in Seoul sagte am Freitag, es gebe noch keine Entscheidung, was mit dem Geld passieren solle.

Die Maßnahme stellt ein weiteres Kapitel im jahrzehntelangen Streit zwischen Japan und Südkorea um die gemeinsame Geschichte dar. Südkoreas Präsident Moon Jae-in hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, er könne das „Trostfrauen“-Abkommen nicht akzeptieren.

Die Vereinbarung sah eine Entschuldigung Japans für die sexuelle Ausbeutung südkoreanischer Frauen während des Zweiten Weltkriegs sowie die Zahlung von umgerechnet 7,8 Millionen Euro an Überlebende vor. Allerdings übernahm Japan in der Abmachung keine rechtliche Verantwortung für den Missbrauch. Das sorgte in Teilen der südkoreanischen Bevölkerung für Unmut.

Ein Regierungsvertreter in Tokio nannte die Auflösung des Fonds „extrem problematisch“ und rief Südkorea auf, zur Vereinbarung zurückzukehren.

Die von Japan beschönigend „Trostfrauen“ genannten Frauen wurden im Zweiten Weltkrieg als Zwangsprostituierte eingesetzt. Nach Schätzungen von Historikern missbrauchten japanische Soldaten rund 200.000 junge Frauen, zumeist Koreanerinnen, als Sexsklavinnen. (APA, AFP)