Grüne schicken Kogler in die Nationalratswahl
Die Grünen haben sich am Samstag auf einem Bundeskongress in Wien für die Nationalratswahl im September bereit gemacht. Werner Kogler wurde mit 98,58 Prozent der Delegiertenstimmen fast einhellig zum Spitzenkandidaten gekürt. Man werde gemeinsam gewinnen, zeigte er sich optimistisch und hielt eine Brandrede gegen den „scheißdreck billigen Populismus“ von Türkis-Blau.
Kogler plädierte für die Öffnung der Partei für Bündnisse mit der Zivilgesellschaft - „wer das nicht will, soll mich nicht wählen“ - und rief die Grünen zur Volkspartei mit Öko- und Sozialschwerpunkt aus. Demut statt Hochmut sei angesagt. „Wir haben vor zwei Jahren gemeinsam verloren“, sagte er zur „vernudelten“ Wahl 2017: „Jetzt werden wir gemeinsam wieder gewinnen.“
Das Ziel sei ein gerechtes, korruptionsfreies, bildungsgerechtes, weltoffenes und tolerantes Österreich, „wo der Zusammenhalt vor der Spaltung kommt“. Man müsse „Kinderarmut bekämpfen, nicht produzieren, nur wegen einem scheißdreck billigen Populismus“. Er sprach vom Rechtsextremismus der FPÖ, und auch die ÖVP sei bereits blau eingefärbt. „Türkis ist mindestens rechtspopulistisch“, so Kogler.
Eine der wichtigsten Gerechtigkeitsfragen und ein Kernthema der Grünen sei der Klimaschutz. Von der SPÖ komme hier nichts und bei Türkis-Blau agierten ohnehin die „Fred Feuersteins der Antiklimapolitik“. Dass nun auch Sebastian Kurz den Klimaschutz für sich entdeckt habe, sei nicht mehr als ein Schmäh und eine Verhöhnung.
„So gut wie die regieren wir schon lange“, meinte Kogler. Für Sondierungen nach der Wahl zeigte er sich bereit: „Wir können nicht Blau-Blau (so Koglers Charakterisierung der bisherigen Koalitionsparteien, Anm.) verhindern wollen und nicht da sein, wenn es darauf ankommt.“ Es müssten aber vor allem die anderen Parteien einen weiten Weg zurücklegen, um mit den Grünen koalieren zu können.
Hinter Kogler wählten die Delegierten am Bundeskongress Global-2000-Chefin Leonore Gewessler und die Journalistin Sibylle Hamann auf die Bundeslistenplätze zwei und drei. Beide mussten sich keinen Gegenkandidaten stellen. Auf Platz vier kam der bisherige EU-Mandatar Michel Reimon. Platz fünf erhielt Alma Zadic, die 2017 für die Liste des Ex-Grünen Peter Pilz in den Nationalrat eingezogen war, Platz sechs der Gewerkschafter Markus Koza.
Insgesamt 26 Personen bewarben sich um die 14 zur Wahl stehenden Positionen. Als aussichtsreich galten die Bundeslistenplätze bis höchstens acht oder neun.