USA: Wesentliche Fortschritte bei Afghanistan-Gesprächen

Die USA haben nach sechs Verhandlungstagen mit Vertretern der radikalislamischen Taliban über Wege zum Frieden in Afghanistan von wesentlichen Fortschritten berichtet. Das Treffen in den vergangenen Tagen sei die bisher produktivste Sitzung gewesen, teilte der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, am Samstagabend über Twitter mit.

Substanzielle Fortschritte seien in allen vier Punkten erzielt worden, über die die USA und die Taliban sprechen: Abzug der Truppen, Zusicherungen zur Terrorismusbekämpfung, Teilnahme der Taliban an innerafghanischen Gesprächen sowie eine Waffenruhe.

Die USA sprechen seit Juli des vergangenen Jahres mit Vertretern der Taliban über eine politische Beilegung des seit fast 18 Jahren dauernden Konflikts. Die aktuell laufende siebente Gesprächsrunde mit Khalilzad hatte am 29. Juni begonnen. Sie war ursprünglich nur für drei Tage angesetzt. Laut Khalilzad sollten die Gespräche am Sonntag und Montag pausieren, da in Doha ab Sonntag lange erwartete innerafghanische Gespräche stattfinden. Die sogenannte innerafghanische Dialogkonferenz wird von Deutschland und Katar ausgerichtet.

Sprechen alleine sei nicht ausreichend, schrieb der deutsche Afghanistan-Beauftragte Markus Potzel zu Beginn der Konferenz auf Twitter. Der Dialog müsse zu einem „bedeutsamen Verhandlungsprozess“ führen.

Geladen sind neben Vertretern der radikalislamischen Taliban Afghanen aus Politik, Gesellschaft und verschiedenen Regionen des Landes. Die deutsche Berghof-Stiftung, die langjährige Erfahrung im Bereich Mediation hat, begleitet das Treffen. Aus dem deutschen Auswärtigen Amt hieß es, die Gespräche könnten helfen, späteren Verhandlungen zwischen „allen wichtigen gesellschaftlichen Kräften Afghanistans über ein Ende des Konflikts und die künftige Verfasstheit des Landes den Weg zu ebnen“.

Um den Konflikt in Afghanistan beizulegen, laufen intensive diplomatische Bemühungen. Seit Juli 2018 führen die USA direkte Gespräche mit Taliban-Vertretern. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban zur Terrorismusbekämpfung.

Gleichzeitig wird versucht, innerafghanische Friedensgespräche zwischen den Taliban und Kabul in die Wege zu leiten. Die Dialogkonferenz gilt dafür als ein wichtiger Schritt. Im Vorfeld hatte sich Potzel mindestens zwei Mal mit dem Vizechef der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, sowie politischen und gesellschaftlichen Akteuren in Afghanistan getroffen. Die politische Elite ist zerstritten und uneins, wie der Weg zum Frieden aussehen soll.

Die Taliban weigern sich zudem weiterhin, direkt mit der Regierung in Kabul zu sprechen, die sie als Marionette des Westens betrachten. Deswegen nehmen nun die rund 60 an den Gesprächen in Doha beteiligten Afghanen, auch wenn sie teils Posten in der Regierung haben, nur als Privatpersonen teil.

Ungeachtet der laufenden Gespräche über Wege zum Frieden in Afghanistan dauert die Gewalt im Land weiter an. Bei einem Anschlag der radikal-islamistischen Taliban in der afghanischen Stadt Ghazni sind nach aktuellen Angaben acht Sicherheitskräfte und vier Zivilisten getötet worden. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt, als im morgendlichen Verkehr am Sonntag eine Autobombe nahe eines Geländes des afghanischen Inlandsgeheimdienstes NDS detonierte, wie die Behörden mitteilten.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag in dem belebten Viertel der zentralafghanischen Stadt. Es war zunächst nicht klar, ob dieser von einem Selbstmordattentäter durchgeführt wurde.

Erst am Freitagabend waren in der Provinz Ghazni bei einer Bombenexplosion in einer schiitischen Moschee zwei Menschen getötet und 20 verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), die die schiitische Minderheit im Islam als „Abtrünnige“ betrachtet.