Logistiker schließen sich zu Mega-Blockchain-Projekt zusammen
75 Millionen Prozesse der beteiligten Unternehmen sollen mittels Blockchain automatisiert werden. Die Pilotphase soll noch heuer anlaufen.
Wien – Heimische Logistiker wollen ihre Prozesse stärker digitalisieren und schließen sich daher zu einem Blockchain-Projekt zusammen, mit dem pro Jahr rund 75 Millionen Prozesse automatisiert und rund 12 Millionen Blätter Papier eingespart werden sollen. Unter Einsatz einer Blockchain sollen so für die gesamte Branche Kosten reduziert sowie Zeit und Ressourcen gespart werden.
An der Initiative beteiligen sich unter anderem namhafte Logistiker wie LKW Walter und die Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker. Mit dabei sind außerdem GS1 Austria samt ihrem Tochterunternehmen EDITEL Austria, die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und die WU Wien. Das Beratungsunternehmen EY übernimmt zudem die Leitung für das Projekt.
Frachtdokumente immer noch überwiegend auf Papier
„Die Blockchain birgt für alle Branchen, speziell jene mit vielen standardisierten Prozessen wie Transport und Logistik, enormes Potenzial – wenn man die Technologie richtig einsetzt“, sagte Michael Schramm, Leiter des deutschsprachigen EY Blockchain Kompetenzzentrums, am Dienstag laut EY-Aussendung.
Im Rahmen des Pilotprojekts sollen vor allem die Frachtdokumente, die derzeit hauptsächlich papierbasiert sind, mittels einer Blockchain digitalisiert werden. Neben einer Kosten- und Ressourcenersparnis soll damit vor allem mehr Transparenz und Fälschungssicherheit geschaffen werden. Bei der Umsetzung des Projekts soll auch auf den internationalen Standard für den elektronischen Frachtbrief „e-CMR“ geachtet werden.
2019 läuft zunächst eine Analyse- und Pilotphase an, die bis Ende des Jahres dauern soll. Ein Einstieg in das Projekt sei daher für weitere Unternehmen noch möglich. Im Anschluss an die Pilotphase soll das Projekt 2020 in eine „kommerzielle Plattform münden“, so EY.
„Disruptives Potenzial für Logistik und Supply Chain Management“
Die beteiligten Unternehmen zeigten sich ob der startenden Initiative naturgemäß optimistisch: „Wir treiben Digitalisierungsinitiativen im Logistikbereich intensiv voran, um unseren Kunden damit noch effizientere Lösungen anbieten zu können. Dabei wollen wir aber nicht nur auf Trends reagieren, sondern aktiv am Prozess teilnehmen und neue Standards setzen“, sagte Vorstandsvorsitzender von DB Schenker, Alexander Winter laut Aussendung.
Der Chef der GS1 Austria, Gregor Herzog, sieht in der Blockchain-Technologie „disruptives Potenzial für Logistik und Supply Chain Management“. Die Tochter EDITEL hofft zudem laut eigener Aussendung durch die Teilnahme an der Initiative auf „wichtige Einblicke und Synergien“. Bei LKW Walter will man mit der Teilnahme an der Initiative auch die Erwartungshaltung der Geschäftspartner erfüllen. (APA)
Blockchain
Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, „Blöcke" genannt, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptographisch sicheren Streuwert (Hash) des vorhergehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.
Entscheidend ist, dass spätere Transaktionen auf früheren Transaktionen aufbauen und diese als richtig bestätigen, indem sie die Kenntnis der früheren Transaktionen beweisen. Damit wird es unmöglich gemacht, Existenz oder Inhalt der früheren Transaktionen zu manipulieren oder zu tilgen, ohne gleichzeitig alle späteren Transaktionen ebenfalls zu zerstören.
Das Verfahren der kryptografischen Verkettung in einem dezentral geführten System war ursprünglich die technische Basis für Kryptowährungen, kann aber darüber hinaus in verteilten Systemen zur Verbesserung bzw. Vereinfachung der Transaktionssicherheit im Vergleich zu zentralen Systemen beitragen. Eine der ersten Anwendungen von Blockchain war die Kryptowährung Bitcoin.