Keine Ressourcen mehr: „Wir verbrauchen 1,75 Erden pro Jahr“
Die Erdbevölkerung hat noch nie so sehr über ihre Verhältnisse gelebt wie derzeit. Wir verbrauchen umgerechnet 1,75 Erden pro Jahr. Die Auswirkungen der andauernden Übernutzung der Ökosysteme sind zunehmend spürbar.
Wien, Berlin — Wälder abgeholzt, Flüsse verunreinigt, Arten dezimiert: Die Menschheit hat ihr Budget an natürlichen Ressourcen für dieses Jahr rechnerisch an diesem Montag aufgebraucht. Nach neuen Berechnungen der NGO Global Footprint Network fällt der Erdüberlastungstag (auch bekannt als Welterschöpfungstag) heuer auf den 29. Juli und ist damit so früh wie nie zuvor. Im Vorjahr fiel der Erdüberlastungstag auf den 1. August, vor 20 Jahren war er noch im Oktober.
Konkret heißt das: Vom heutigen Montag an werden Ressourcen verbraucht, die nicht mehr im Lauf des Jahres nachwachsen. Um das zu berechnen, wurden beispielsweise Dinge wie der Verbrauch von Holz, Ackerland und Fischgründen analysiert , außerdem der CO2-Ausstoß und der Flächenverbrauch — nicht aber endliche Ressourcen wie Erdöl.
Daten rückwirkend verschoben
Die Experten haben die Daten der Welterschöpfungstage der vergangenen Jahre nun mit zusätzlichen Quellen neu berechnet, so dass sich die Daten der vergangenen Jahre rückwirkend leicht verschoben haben.
Vor allem der Lebensstil in reichen Industrienationen belastet das Konto, ärmere Länder gleichen es noch ein wenig aus. „Wir konsumieren und wirtschaften als gäbe es kein Morgen", mahnt die Umweltstiftung WWF. Neben dem WWF fordern auch andere Umweltschutzorganisationen, das Paradigma des Wirtschaftswachstums hinter sich zu lassen und mehr für den Umweltschutz zu tun.
„Wir verbrauchen 1,75 Erden pro Jahr"
„Niemals hat die Erdbevölkerung mehr über ihre Verhältnisse gelebt. Wir verbrauchen umgerechnet 1,75 Erden pro Jahr. Die Übernutzung der natürlichen Ressourcen geht zu etwa 60 Prozent auf das Konto der überschüssigen CO2-Emissionen die nicht mehr in natürliche Kreisläufe zurückgeführt werden. Sie richten einen enormen Schaden für Klima, Mensch und Natur an", kritisierten die Umweltorganisationen Greenpeace, WWF und Global 2000. Diese höchst alarmierenden Folgen wurden zumindest von der internationalen Politik bereits als Gefahr erkannt — sichtbar an Zielvorgaben wie den SDGs (Sustainable Development Goals) und den Pariser Klimazielen. Konkrete Maßnahmen und Umsetzungen fehlen allerdings nach wie vor.
Die Auswirkungen der seit Jahrzehnten andauernden Übernutzung der Ökosysteme, die Wasser, Nahrung und Energie liefern, sind zunehmend spürbar. Auch die Klimakrise umfasst laut WWF alle Kontinente. Dürre und extreme Wetterereignisse, Hungersnöte, Wassermangel und Meeresverschmutzung nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Regenwälder werden abgeholzt, Korallenriffe kollabieren und Arten verschwinden komplett.
Dem WWF zufolge kann im Alltag jeder Mensch etwas zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen — vom Einkauf regionaler und saisonaler Bio-Lebensmittel und dem Verzehr von weniger Fleisch über die Wahl umweltfreundlicher Mobilität und die grüne Geldanlage bis zum politischen Engagement für eine gesunde Umwelt. (APA, dpa, TT.com)