13 Jahre nach Mädchenmord in Berlin: Prozess am ersten Tag unterbrochen
Seit dem 25. September 2006 will niemand mehr Georgine Krüger gesehen haben. Ermittler sind sicher, dass sie getötet wurde. Am Mittwoch startete der Prozess gegen ihren mutmaßlichen Mörder. Der erste Verhandlungstag wurde unterbrochen.
Berlin – Fast 13 Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden einer Berliner Schülerin begann am Mittwoch der Mordprozess gegen einen 44-Jährigen. Dem Verdächtigen wird zur Last gelegt, die damals 14-jährige Georgine vergewaltigt und erwürgt zu haben. Ihre Leiche wurde nie gefunden.
Beim Prozessauftakt ist die Verhandlung kurz nach Beginn unterbrochen worden. Die Anwälte des Tatverdächtigen rügten am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht, die Gerichtsbesetzung sei ihnen zu spät mitgeteilt worden, und beantragten erfolgreich die Unterbrechung.
Das Wegbleiben von Georgine war über Jahre einer der bekanntesten Vermisstenfälle in Deutschland. Erst 2017 geriet der Verdächtige durch Funkzellenauswertungen und verdeckte Ermittlungen in den Blick. Der Familienvater aus der Nachbarschaft war bereits 2013 wegen sexuellen Missbrauchs einer Jugendlichen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt worden.
Der mutmaßliche Mörder sitzt seit Dezember 2018 in Untersuchungshaft. Dem Landgericht Berlin zufolge soll er bei der Polizei die Vorwürfe bestritten haben. Vorgesehen sind zunächst 25 Verhandlungstage bis zum 1. November.
Mutter hofft auf Klarheit
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Mann das Mädchen im September 2006 auf dem Heimweg von der Schule abgepasst und mit einem Vorwand in einen Keller seiner Wohnung in Berlin-Moabit gelockt haben. Dort habe er das Mädchen bewusstlos geschlagen und vergewaltigt. Aus Angst davor, entdeckt zu werden, habe er Georgine getötet und an einen unbekannten Ort gebracht.
Die Mutter des Mädchens ist in dem Prozess Nebenklägerin. Sie ließ der Deutschen Presse-Agentur über ihren Anwalt Roland Weber mitteilen, sie hoffe auf Klarheit. Sie erwarte die Aussagen der verdeckten Ermittler mit Spannung. Es gebe keine Spuren zu ihrer Tochter, ließ Frau Krüger mitteilen. Ihren Vornamen möchte sie der Öffentlichkeit bislang nicht nennen. „Insgesamt ist das Ganze für mich sehr belastend“, ließ sie übermitteln.
Der Prozess soll nach der Unterbrechung am Mittwoch kommender Woche fortgesetzt werden, wie der Vorsitzende Richter Peter Faust verkündete. Damit haben die Anwälte des Angeklagten die gesetzlich vorgeschriebene Woche Zeit, um die Gerichtsbesetzung zu prüfen.
Fall Rebecca nach wie vor ungelöst
Rätsel gibt der Polizei in Berlin noch ein weiterer Vermisstenfall auf. Seit mehr als fünf Monaten ist die Schülerin Rebecca aus Berlin-Neukölln verschwunden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass sie getötet wurde. Das Mädchen ist seit dem 18. Februar verschwunden. Ermittler nehmen an, dass Rebecca das Haus ihrer ältesten Schwester und ihres Schwagers nicht lebend verließ. Rebeccas Schwager kam zunächst in U-Haft, wenig später aber mangels Beweisen wieder frei. (dpa, AFP, APA, TT.com)