Studie

Altersarmut: Junge Frauen überschätzen eigene Pension

Karenz, Teilzeit und Unterbezahlung im Vergleich zu Männern knabbern im Alter kräftig an der Pension vieler Frauen.
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Viele junge Frauen kennen die Säulen des Pensionssystems nicht und fordern Ausbau der staatlichen Vorsorge. Expertin warnt vor Altersarmut.

Wien –Besonders Frauen sind von Altersarmut bedroht, weil sie aufgrund von Karenzzeiten, Teilzeitarbeit und auch Diskriminierung (Stichwort „gender gap“) eine deutlich geringere Pension bekommen. Eine Studie der Initiative „Damensache“ in Zusammenarbeit mit der Uni Wien ist nun der Frage nachgegangen, ob Studentinnen und Jungakademikerinnen sich der Gefahr der Altersarmut bewusst sind und was sie dagegen unternehmen wollen.

Die Kernergebnisse klingen zum Teil alarmierend. Nur ein Drittel der befragten jungen Frauen gab an, die drei Säulen des österreichischen Pensionssystems – staatliche, betriebliche und private Vorsorge – zu kennen. Und selbst von diesem Drittel konnten nur 60 % alle drei Elemente richtig nennen, schilderten die Studienleiter Marietta Babos und Christian Garaus von der Wirtschaftsuniversität Wien. Besonders auffällig sei der geringe Bekanntheitsgrad des Begriffs „betriebliche Pension“, erklärten die Studienautoren. Ziel der Studie sei es, Frauen über Finanz- und Altersvorsorge aufzuklären und dazu zu motivieren, einschlägige Handlungen zu setzen, damit sie ein finanziell selbstbestimmtes Leben in jedem Alter führen können.

Die eigene monatliche Nettopension wurde von den befragten Frauen leicht überschätzt, jene von Männern unterschätzt. So gaben die Jungakademikerinnen eine durchschnittliche Pension bei Frauen von 1080 Euro an, tatsächlich seien es 1024 Euro. Die Männerpension gaben sie mit 1520 Euro an, tatsächlich seien es 1678 Euro. „Karenz und Teilzeitarbeit führen dazu, dass Frauen ein Drittel weniger Pension bekommen als Männer. Bei zwei Kindern kann der Unterschied schnell bei 600 Euro netto im Monat liegen“, warnt Sandra Oehler von der Uniqa.

Mehr als drei Viertel wünschen sich den Ausbau der staatlichen Vorsorge, trotzdem sehen fast 90 Prozent die Verantwortung für die finanzielle Absicherung bei sich selbst. Mehr als 70 Prozent machen sich jedenfalls Gedanken über ihre Pension und rund die Hälfte geht davon aus, ihren Lebensstandard nicht halten zu können. So gaben die befragten Jungakademikerinnen an, dass ihr finanzieller Bedarf in der Pension bei rund 1600 Euro liegen wird, also um 60 % höher als die geschätzte Alterspension. Sie hofften aber, etwa die Hälfte des fehlenden Betrags durch eigene Overperformance zu decken. „Die Pensionsschere und das damit einhergehende Risiko der Altersarmut ist jungen Frauen bekannt, dennoch werden kaum Vorsorgemaßnahmen getroffen“, so Alexander Neubauer vom Versicherer Helvetia. Nach Angaben der Studienautoren seien die jungen Frauen bereit, für die private Altersvorsorge monatlich knapp 200 Euro zur Seite zu legen.

Jede vierte Befragte gab an, von Altersarmut betroffene Frauen zu kennen. „Wir schlittern auf einen Pensionswandel ähnlich dem Klimawandel zu. Junge Frauen müssen sich der Gefahr bewusst sein“, warnt Studienautorin Babos. (mas)

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