Ducatis neue Diavel: Macho Macho kannst net lernen
Ducatis Power-Cruiser bekam für heuer ein ordentliches Update spendiert. Die alten Qualitäten sind geblieben.
Von Lukas Letzner
Innsbruck – Acht lange Jahre hat es gedauert, bis Ducati die zweite Generation ihrer Teufelin – der Ducati Diavel – in die Schauräume der Händler gerollt hat. Dabei möchte man fast meinen, dass relativ viel beim Alten geblieben ist. Doch das ist falsch. Die Diavel bekam ein komplett neues Chassis verpasst. Die wichtigsten Änderungen: Der Lenkwinkel wurde um ein Grad steiler, der Radstand wuchs um 2 mm (nicht zuletzt wegen des etwas nach hinten gerückten Motors) und die Einarmschwinge fällt jetzt ein wenig kürzer aus. Die Konsequenz: Vor allem in Schräglage fährt sich die neue Teufelin etwas stabiler.
Doch das Wichtigste bei der Ducati Diavel ist nach wie vor die Optik. Es gibt Leute, die lieben sie von der ersten Sekunde an, andere wiederum finden ihren Auftritt viel zu machohaft. Wir können beide Seiten verstehen. Zugegeben, man muss schon eher extrovertiert veranlagt sein, um auf das italienische Teufels-Bike abzufahren, denn schon im Stand signalisiert sie: Pfeif auf die Harleys und Guzzis dieser Welt. Als wir den Sitz der Diavel das erste Mal entern, fühlen wir uns in unserer Jacke Modell „Normalo“ und dem schlichten Integralhelm ehrlich gesagt etwas underdressed, denn schon die Sitzposition schreit nach bärtigen Kerlen mit Designerklamotten. Dabei erinnert die Position der Fußrasten eher an ein Nakedbike als an einen Cruiser. Der Lenker ist hoch montiert und vor allem kleinere Fahrer müssen sich richtig lang machen, um ihn zu erreichen. Hat man sich allerdings einmal dran gewöhnt, findet man das eigenwillige Setting richtig spaßig. Ein weiterer Hingucker bei der Diavel ist der wuchtige Hinterreifen, bei dem man sich zwangsläufig die Frage stellen muss, ob man den auch in Schräglage bekommt. Die Antwort: Ja, und wie. Zugegeben, in der Stadt muss man schon mal am Lenker kurbeln, um ums Eck zu kommen – nicht zuletzt dank des stolzen Gewichts von 244 Kilogramm – dafür lässt sie sich auf der Landstraße äußerst willig und mit viel Schräglage um Kurven aller Radien jagen.
Dazu passt der neue Antrieb wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Der Zweizylinder presst aus seinen 1262 ccm stramme 159 PS und stemmt ein Drehmoment von 129 Nm auf die Kurbelwelle. Die Diavel ist also ein echtes italienisches Kraftbündel. Dennoch überfordert einen der Cruiser zu keinem Zeitpunkt. Der neue Motor läuft überraschend ruhig und die Kraftentfaltung ist äußerst zahm.
Das Fahrwerk könnte für unseren Geschmack etwas weicher ausgelegt sein, allerdings haben wir uns in den sieben Testtagen auch nicht wirklich mit den Einstellmöglichkeiten der Federelemente (und davon hat Öhlins im Allgemeinen nicht zu wenige) beschäftigt. Wer die italienische Teufelin gerne dauerhaft reiten möchte, der sollte das nötige Kleingeld nicht vergessen. Die Diavel kostet 22.995 Euro, die von uns getestete S-Version rollt ab 26.595 Euro in die heimische Garage.