Grüne in Tirol erstmals Zweite, über 9000 Wahlkarten für den Ofen
Die Landeswahlbehörde hat am Donnerstag die restlichen Briefwahlstimmen ausgezählt. Die grünen überholten dabei die FPÖ und landeten erstmals auf Platz 2.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck — Gestern war es endlich so weit. Die letzten in Tirol ausgestellten, aber in anderen Bundesländern abgegebenen Wahlkarten zur Nationalratswahl wurden von der Landeswahlbehörde im Landhaus ausgezählt. In Summe waren 81.829 Wahlkarten ausgegeben worden. In das Endergebnis flossen davon exakt 72.813 ein. Verbleiben 9016 Wahlkarten quasi als verlorene Stimmen für die Parteien. Entweder wurden diese Wahlkarten nie per Post abgeschickt bzw. nie in Wahllokalen abgegeben oder sie mussten von den Wahlkommissionen noch vor der Auszählung wegen formaler Mängel ausgeschieden werden. Die Palette reicht hier von fehlenden Unterschriften bis hin zu beschädigten Kuverts. Somit waren über 9000 Wahlkarten in Tirol nichts mehr als ein Fall für den sprichwörtlichen Ofen.
Das vorläufige Tiroler Endergebnis:
- ÖVP: 45,81 Prozent
- Grüne: 14,71 Prozent
- FPÖ: 14,69 Prozent
- SPÖ: 13,02 Prozent,
- NEOS: 8,86 Prozent
- Liste Jetzt: 1,74 Prozent.
Das gestern für Tirol veröffentlichte Endergebnis brachte dann aber doch noch eine Überraschung (siehe Grafik). Gelang es doch den Grünen, sich sozusagen im Aftermatch noch vor die FPÖ zu setzen. Wie berichtet, hatte das Auszählungsergebnis von Sonntag zusammen mit der Wahlkartenprognose die Blauen zunächst auf Platz zwei gesetzt. Das drehte sich gestern um. Und zwar haarscharf. Um exakt 80 Stimmen. „Ich habe noch fest darauf gehofft", freute sich gestern LHStv. Ingrid Felipe über diesen historischen Platztausch über die Maßen: „Damit haben wir alle unsere Wahlziele in Tirol erreicht: Wir sind zweistellig, haben zwei Tiroler Mandate im Nationalrat und nun auch den zweiten Platz im Land." Das, so Felipe, sei auch ein „schönes Signal" für das Land, wenn beide Koalitionäre im Landesergebnis voranlägen.
Bitter ist diese Rückstufung auf Platz drei naturgemäß für FPÖ-Chef Markus Abwerzger, der in Anspielung auf das desaströse Abschneiden in Bund wie Land meint: „Letztlich hat das jetzt nur zu dem Ergebnis gepasst." Abwerzger gratulierte den Grünen gestern zu Platz zwei, empfiehlt Felipe und Co. aber, diesen Sieg zu genießen: „Er wird nämlich nicht von Dauer sein. Genug ist genug." Man werde stärker zurückkommen.
Wenig bis gar nichts verändert hat das Endergebnis für die anderen Parteien. Die Wahlsiegerin ÖVP kommt auf 45,81 %, die SPÖ (13,02 %) muss sich mit Platz vier anfreunden. Dahinter folgen die NEOS mit 8,86 Prozent.
Die Wahlbeteiligung steigt mit dem Endergebnis marginal auf nunmehr 71,84 Prozent.