Unbeschriebenes Blatt: Petra Poelzl in Tiroler Künstlerschaft
Die Theaterwissenschafterin und Sinologin Petra Poelzl wird die Nachfolgerin von Ingeborg Erhart in der Tiroler Künstlerschaft.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –Seit gestern ist es offiziell. Petra Poelzl, 1982 in Graz geboren, wird 2020 die künstlerische Leitung sowie die Geschäftsleitung der Tiroler Künstlerschaft in den Bereichen Kunstpavillon und Neue Galerie übernehmen. „Sie brachte das perfekte Paket mit“, begründete der interimistische Geschäftsleiter Andrei Siclodi die Entscheidung.
Seit Ingeborg Erhart mit ihrem Wechsel ins Vizerektorat der Wiener Akademie der bildenden Künste nach 18 Jahren den Chefsessel der Künstlerschaft räumte, war der Verein mit 336 Mitgliedern auf der Suche. Ausgeschrieben war kein klassischer Kuratorenjob, sondern vielmehr eine Führungsposition mit gleich mehreren Aufgaben, darunter auch die Interessenvertretung der Kunstschaffenden in Tirol. Ein kulturpolitisches Engagement war gewünscht, etwa in Zusammenschlüssen wie der „battlegroup for art“ – so wie es Erhart vorlebte.
Rund 20 Bewerber und Bewerberinnen aus Tirol und darüber hinaus wollten sich dieser Herausforderung stellen, fünf davon wurden Ende September zu Interviews geladen. „Trotzdem wurde es mit Petra Poelzl keine zweite Inge“, bekräftigte Büchsenhausen-Chef Siclodi. Ein frischer Wind werde der Künstlerschaft guttun, meint er, damit neue Horizonte eröffnet werden, ohne dabei auf die Strukturen des historisch gewachsenen Vereins zu vergessen.
Poelzls Tätigkeit im Bereich der bildenden Kunst ist bisher überschaubar, studiert hat sie Theaterwissenschaften und Sinologie. Unter der Leitung der heutigen Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler war Poelzl dann von 2014 bis 2016 Dramaturgin beim „steirischen herbst“. 2017 und 2018 kuratierte sie Ausstellungen in Berlin und im Kunstraum Niederösterreich. Für ihre Forschung zu performativen Künsten in China erhielt sie Stipendien vom Hongkonger Asia Art Archive sowie vom Deutschen Akademischen Austauschdienst.
Ein inhaltlicher Fokus, der auch Teil ihrer Arbeit hier in Tirol sein könnte, mutmaßt Siclodi. Ausschlaggebend für die Bestellung waren aber ihre langjährige Erfahrung in verschiedenen Feldern der Kulturproduktion und vor allem ihr Fokus auf Interdisziplinarität. Eine erste Ausstellung in der Neuen Galerie soll es dann Ende 2020 zu sehen geben, verriet Siclodi.
Welche thematischen Schwerpunkte Poelzl setzen will, wird wohl erst bei ihrer Vorstellung im Dezember bekannt. Aktuell ist die Steirerin auf Recherchereise außerhalb von Europa. Danach folge laut Siclodi eine Einfindungsphase. Möglich auch deshalb, weil das Ausstellungsprogramm für 2020 ja bereits steht: Erhart hat es vor ihrem Abgang gemeinsam mit der Vereinsvorstandsvorsitzenden Annja Krautgasser und einer externen Expertin, Stephanie Weber, Kuratorin im Münchner Lenbachhaus, beschlossen.
Anders als bei dieser Programmjury wurde bei der Auswahl der neuen Leitung übrigens rein vereinsintern abgestimmt. Elf Vorstandsmitglieder unter dem Vorsitz von Katharina Cibulka, Annja Krautgasser und Ben Pointeker einigten sich einstimmig: Poelzl, ein laut Siclodi zumindest für Tirol noch „unbeschriebenes Blatt“, soll ab 2020 für frischen Wind sorgen.