Schließung des Asylwerberheims nach Messerattacke in OÖ
In Wullowitz (Bezirk Freistadt) ist es Montag laut Polizei zu einem Mord und einem versuchten Mord gekommen. Ein Afghane soll in einer Asylwerberunterkunft einen Betreuer mit einem Messer lebensgefährlich verletzt und auf der Flucht einen Autobesitzer erstochen haben. Auslöser für die Tat dürfte ein Streit wegen seiner Arbeit gewesen sein. Die Unterkunft soll nun geschlossen werden.
Die verbleibenden 20 Asylwerber sollten ursprünglich im ersten Quartal 2020 in andere Quartiere umgesiedelt werden. Dies werde nun vorgezogen und bereits in der kommenden Woche erfolgen, so das Rote Kreuz. Zuvor hatte Bürgermeister Hubert Koller (ÖVP) am Dienstag die Schließung der Unterkunft gefordert.
Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) kündigte inzwischen noch für diese Woche die Einberufung des Landessicherheitsrats an. Sein blauer Stellvertreter Manfred Haimbuchner hatte dies bereits zuvor gefordert. Beide wünschten am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz dem Betreuer, der in akuter Lebensgefahr schwebt, beste Genesung. Den Hinterbliebenen jenes 63-jährigen Landwirts sprachen sie ihr Mitleid aus. Die Polizei lobten die Politiker wegen des raschen Fahndungserfolgs.
SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer zeige sich ebenfalls tief betroffen über die Tat. „Wir sind erleichtert, dass der Täter gefasst wurde. Der Dank dafür gebührt der Polizei“, meinte er in einer Presseaussendung.
Der Afghane, der mit seiner Lebensgefährtin und zwei Kindern in einer privaten Wohnung lebt, war am Montag gegen 14.30 Uhr mit dem Fahrrad in die Asylunterkunft in Wullowitz gekommen. Dort geriet er mit einem Betreuer wegen eines Jobs in Streit. Laut Zeugen versuchte der 33-Jährige daraufhin dem 32-Jährigen die Kehle durchzuschneiden. Andere Asylwerber zerrten ihn vorerst von seinem Opfer weg. Der Angreifer konnte sich jedoch losreißen und stach dem Betreuer in die Brust.
Zwei Stunden nach der Attacke fanden Polizisten in einer geöffneten Garage eines Bauernhofs unweit des Tatortes die Leiche eines 63-jährigen Mannes. Er war mit einem Messerstich in die Brust getötet worden, so die Polizei. Wie sich herausstellte, fehlte das Auto des Landwirts. Beim Haus wurde ein Fahrrad mit Blutspuren gefunden. Daher gingen die Beamten davon aus, dass der Verdächtige mit dem Pkw seine Flucht fortgesetzt hatte.
Über die Tatwaffe war nur bekannt, dass sie nicht ident mit jener war, die im Asylwerberheim verwendet wurde. Beide wurden bisher noch nicht sichergestellt.
Nach stundenlanger Fahndung wurde der Afghane schließlich in dem Auto im Stadtgebiet von Linz gesichtet und um 21.42 Uhr festgenommen. Er wurde in das Polizeianhaltezentrum Linz eingeliefert. Als Motiv gab die Polizei am Dienstag „Differenzen bei der Vermittlung eines Arbeitsplatzes“ mit dem Opfer an.
Der 33-Jährige Verdächtige hätte sich in Linz bei seiner Festnahme zunächst „entsprechend gewehrt“. Das sagte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl am Dienstag. Den Angaben zufolge war der Mann vor der Tat schon zweimal angezeigt worden. Der Verdächtige war am 11. Juli 2015 „schlepperunterstützt nach Österreich eingereist und hat noch am selben Tag Asylantrag gestellt“, berichtete Pilsl. Nachdem dieser abgewiesen wurde, legte der Afghane Beschwerde ein. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Der Mann fiel in der Vergangenheit polizeilich auf, weil er einmal auffällig aus dem Koran gelesen hat. Er gilt als streng gläubig, aber nicht als radikalisiert, sagte Pilsl. Zweimal wurde der Afghane angezeigt: Einmal nach einer Rauferei in einer Volkshochschule. Bei dem Streit um Trinken von Alkohol wurde der Mann selbst verletzt, die Angelegenheit mit einer Diversion erledigt, berichtete Philip Christl. Die zweite Anzeige erfolgte nach einer Sachbeschädigung in einer Fahrschule in Freistadt, nachdem der 33-Jährige bei der Prüfung durchgefallen war.
FPÖ-Landesparteiobmann LHStv. Manfred Haimbuchner forderte nach dem Vorfall „die umgehende Einberufung des Landessicherheitsrates“ Ein Gremium solle darüber beraten, „wie wir die Sicherheit gewährleisten und derartige Übergriffe mit Messergewalt verhindern können“, schrieb er.