Isolierte Familie: Auch Vater festgenommen
Im Fall der isolierten Familie auf einem Bauernhof in den Niederlanden ist nun auch der 67 Jahre alte Vater festgenommen worden. Das teilte die Polizei am Donnerstag in Assen in der Provinz Drenthe mit. Zuvor war bereits die U-Haft über einen 58-jährigen Österreicher wegen Verdachts auf Freiheitsentzug verhängt worden.
Gegen den 58-jährigen Österreicher wurde die Untersuchungshaft für die Dauer von 14 Tagen verhängt, und zwar wegen des Verdachts des Freiheitsentzugs. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstagnachmittag mit. Der Verdächtige war am Dienstag in Zusammenhang mit einer isoliert lebenden Familie im Ort Ruinerwold festgenommen worden.
Mit Ausnahme seines Anwalts dürfe der Mann keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der abgelegene Hof wurde inzwischen von einer Spezialeinheit der Polizei durchsucht, die Räume digital erfasst, „um sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen“, schrieb die Polizei in einer Stellungnahme. Zudem haben die Behörden in der rund 15 Kilometer entfernten Ortschaft Zwartsluis zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt. Auch das Landeskriminalamt (LKA) Oberösterreich ermittelt auf Ersuchen des Außenministeriums inzwischen weitere Informationen zum Verdächtigen.
Rund um den Fall gab es in niederländischen Medien am Donnerstag erneut Hinweise auf eine Mitgliedschaft bei der Vereinigungskirche, die auch unter dem Namen „Moon-Sekte“ bekannt ist. „De Telegraaf“ berief sich auf Angaben eines Verwandten des 67-jährigen Vaters der Familie, der selbst Mitglied ist. Laut „RTV Drehnte“ sollen sich der Vater der Familie und der festgenommene Österreicher über diese Gemeinschaft kennengelernt haben. Er war demnach ebenfalls Mitglied, schrieb „RTV Drehnte“. Die Vereinigungskirche wies bereits am Mittwoch Berichte gegenüber der APA zurück: Der 58-jährige Österreicher sei weder bei der Vereinigungskirche in Österreich noch in den Niederlanden Mitglied gewesen.
Auch das LKA hat zu möglichen religiösen Hintergründen zu dem Fall vorerst keine Hinweise auf die Mitgliedschaft in einer Sekte während der Zeit, die der Verdächtige in Oberösterreich verbracht hat. Die Ermittlungen des LKA sind aber noch nicht abgeschlossen. Der Mann wurde in Waldhausen im Bezirk Perg geboren, habe ein kleines Bauernhaus in Pabneukirchen geerbt und 1983 verkauft, dann dürfte er laut LKA nach Wien übersiedelt sein. Wie die Recherchen der APA ergaben, ist der Mann dann aber wieder nach Oberösterreich zurückgezogen und lebte bis 2010 für rund zehn Jahre wieder in einer Marktgemeinde im Bezirk Perg, ehe er in die Niederlande ausgewandert ist.
Der Österreicher und die Familie sollen laut „de Volkskrant“ dann in der Ortschaft Hasselt bei Zwolle Nachbarn gewesen sein. Der 25-jährige Hofbewohner, der am Montag in einem Wirtshaus um Hilfe gebeten und den Fall so ins Rollen gebracht hat, habe Hasselt zudem als seinen Geburtsort genannt. Später habe er in Zwartsluis gelebt, jener Ortschaft, wo der Vater bis 2008 einen Spielwaren- und Holzhandel betrieben hat. Das Geschäft und ein weiterer Betrieb wurden am Mittwoch von den niederländischen Behörden durchsucht.
Über den Holzhandel könnte auch der Kontakt zum verdächtigen Österreicher geknüpft worden sein, denn dieser dürfte in der wenige Kilometer entfernten Stadt Meppel eine Firma registriert haben, die auf Holz spezialisiert ist, wie das niederländische Firmenregister nahelegt. Laut „de Volkskrant“ verkaufte er in den Niederlanden unter anderem auch Holzspielzeug, Holzspäne und Kleinmöbel auf diversen Märkten. Auch während seiner Zeit in Österreich war der 58-Jährige als Tischler tätig.
Nach Angaben der Polizei scheint keines der Familienmitglieder in Ruinerwold in Drenthe bei der Grundverwaltung registriert zu sein. Das könnte erklären, warum die Behörden bisher untätig waren. Die Polizei bestätigte am Donnerstag auf Anfrage der APA, dass die Exekutive auf dem Bauerhof sechs Personen angetroffen hatte. Diese gaben an, dass sie eine Familie seien: ein Vater und sechs seiner Kinder. Der 25-jährige Sohn war zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr auf dem Gelände anwesend. Alter und die Identitäten der sieben Personen waren weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Die Frage, ob sich alle Personen unfreiwillig auf dem Hof aufgehalten haben, war bisher noch ungeklärt, bisher gebe es aber keine derartigen Indizien. Die Mutter der Familie soll bereits 2004 gestorben sein.